Eigentlich…

Also eigentlich ist heute ja wieder Buch schreiben dran, aber nach Ullas zauberhafter Zusammenfassung muss ich meinen eigenen Berlinale-Abschluss einfach auch noch loswerden (und nicht erstmal mindestens zwei Stunden arbeiten, wie ich mir das vorgenommen hatte).

Dass die Jungfrau Wunder wirkt, war der Hintergrund der meisten Geschichten in Dekapentavgoustos, dem Wettbewerbsfilm aus Griechenland. Ein schöner Film am frühen Sonntagmorgen. Schöne Bilder, gute Enden.

Quan Zhi Sha Shou hatte eine tolle weibliche Hauptfigur, die viel weniger harmlos war, als es zunächst schien. Andy Lau, dem ja die jungen Chinesinnen so zugekreischt hatten, war zwar in seinem albernen Lederanzug ziemlich schlecht gekleidet und vermutlich hätte die Figur auch ohne dieses manische Grinsen funktioniert, aber sonst war’s eine gute Geschichte, die ich allerdings nicht wirklich, wie Herr Kuhlbrodt in der taz "verstörend", sondern durchaus unterhaltsam fand.

Der letzte Film Friends in High Places, eine Dokumentation über den Nat-Kult in Myanmar, war laut und bunt, aber merkwürdigerweise dennoch etwas einschläfernd. Das Phänomen der Nat-Medien ist sehr interessant, aber eigentlich habe ich aus den Erzählungen der Regisseurin Lindsey Merrison im Anschluss an den Film mehr gelernt als aus dem Film selbst. Einige Bilder bleiben vielleicht, aber nicht der Film an sich.

Chen Mo he Meiting hatte zwar einen traurigen Schluss, von dem ich nicht sicher war, ob er wirklich sein musste (weshalb holt sie keinen Krankenwagen?), aber trotzdem war’s ein Highlight der chinesischen Reihe. Bemerkenswert mal wieder die unglaubliche Blödheit von Moderatorin und Publikum in der Diskussion. Moderatorin:"wir wissen hier ja nicht so viel über die Kulturrevolution, können sie darüber etwas sagen?" – der Film spielt im 21. Jahrhundert. Zuschauer: "Wir leben hier ja in einer freien Gesellschaft und können Filme wie Ihren schätzen, aber glauben Sie, dass Ihr Film auch in China ein Publikum findet, das ihn verstehen kann?" Und: da geht es um die Bedingungen des momentan in China herrschenden extremen Kapitalismus (es gibt keine legalen Jobs, die Friseurin wird von ihrem Arbeitgeber sexuell belästigt, Vermieterinnen sind Haie, die für die letzte Bruchbude unglaublich viel Geld nehmen, der beste Freund betrügt den Hauptdarsteller um sein Erspartes und ersticht ihn am Ende) und das Publikum sucht die Kritik am "kommunistischen System". Sehr merkwürdig.

Der vietnamesische Film im Forum Thung lung hoang vang spielte in einer wunderschönen, abgelegenen Berggegend, wo zwei junge Lehrerinnen aus der Stadt auf ihre Ablösung an der Dorfschule warteten. Die Beschreibung im Forumsprogramm ist ziemlich daneben, denn da klingt’s wie ein doofer Propagandafilm. Das stimmt aber überhaupt nicht. Lehrerin Goai hat einen Geliebten aus der geographischen Forschungsgruppe, der aber einfach wieder verschwindet, Schülerin Mi ist total eifersüchtig und macht die Lehrerin schlecht, so dass die Klasse dem Unterricht fern bleibt. Der Direktor, der eigentlich eher der Hausmeister ist, liebt Goai, weiß aber dass er keine Chance hat. Er ist ganz reizend: trinkt zwar, als er aber alleine in der Schule zurück bleibt, versucht er tapfer, den Unterricht durch Bestechung der Kinder mit einem Löffel Zucker und dem Singen antifaschistischer Lieder aufrecht zu erhalten. Am Schluss kommen alle zurück, Goai darf ein uneheliches Kind bekommen und im Tal wird weiter gelernt. Das alles ist so schön anzusehen, mit echten tropischen Regengüssen und wallendem Nebel.

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