Hua Yan

Das Panorama hat ja immer andere ÜbersetzerInnen als das Forum – die heute nachmittag bei Hua Yan von Li Xin war ein echtes Phänomen. Die konnte so gut chinesisch, dass sie es nicht für notwendig hielt, zuzuhören, was die Leute eigentlich sagen wollten, sondern von vornherein annahm, sie wisse was kommt, und das dann ganz schnell runterratterte. So entging ihr leider, dass die Engel in dem Film nicht nur deshalb schwarz trugen, weil das eine Farbe ist, die man lange anschauen kann, sondern vor allem eine, die nicht schmutzempfindlich ist. Die Engel waren doof, die Geschichte oberbanal, aber einige Bilder und Ideen ganz schön. Der Platzanweiser denkt sich Geschichten über die Leute aus, die er im Kino sitzen sieht, die handeln alle von der Liebe, und wenn die über die Leute kommt, dann sehen die Engel rote fünfzackige Sterne auf der Stirn dieser Leute leuchten (Herr Li zum Grund: weil er rote fünfzackige Sterne mag und die auch in der chinesischen Flagge vorkommen. Hmm, stimmt doch gar nicht, die sind da doch gelb!). Schöne Bilder von Straßenverkehr in Shanghai kommen nur ganz kurz am Anfang vor – Idee verschenkt, obwohl die Bilder ganz toll gefilmt sind. Die Engel sehen vollkommen albern – und nicht, wie geplant, cool – aus, weil sie viel zu dunkles Make-up tragen, das bei der Engelin leider nicht den Hals bedeckt. Meine Güte, ich glaube, dass die meisten Menschen sich manchmal Geschichten zu den Leuten, die sie sehen, ausdenken, so originell ist diese Idee an sich nicht, und wenn man einen Film daraus macht, sollten wenigstens die ausgedachten Geschichten originell sein. Tja, war ein Versuch – übrigens ein nicht billiger. Die hatten ein Budget von 600.000 $ und der Film ist so superharmlos, dass er jetzt eben auch in China im Kino anlief.

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