Schreibmaschinen in Brasilien

Im Vorspann von Rua Seis Sem Número (6. Straße ohne Nummer) wurde eines der stärksten Bilder des ganzen Films gezeigt: eine endlose Reihe ausrangierter Schreibmaschinen, die auf staubigem Boden hintereinander standen, über die die Kamera wegfuhr. Viele hatten kaputte Tasten und sahen aus, als hätten Sie böse Karies. Danach eine Geschichte über den Möchtegernschriftsteller, der seinen Job verliert, weil er sich weigert, den Umgang mit Computern zu lernen. Diese Geschichte wird auf mehreren Ebenen gezeigt: was er erlebt (Familie, kein Geld, Frau hochschwanger), was er träumt (in blau, meist ziemlich scheußlich) und was er schreibt – das ist aus Zuschauersicht aber zunächst nicht vom echten Leben zu unterscheiden – erst am Schluss, als er doch nicht tot ist. Der Regisseur, der mehrfach betonte, sein Lebenswerk sei bald abgeschlossen, erzählte, dass es ihm in all seinen Filmen um Gesellschaftskritik geht, in diesem um das Leben in den Randgebieten von Brasilia, die im Gegensatz zur auf dem Reißbrett geplanten Stadt wüst und chaotisch und gewalttätig seien. So ungefähr. Das wurde schon deutlich, aber ein richtiges Highlight war der Film trotzdem nicht.

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