Laurel Canyon

„Erfrischend moralinfrei“ und drei Wertungssternchen standen in der Zitty über Laurel Canyon von Lisa Cholodenko (damit ich mir vielleicht mal einen Namen merken kann). Wenn Frances McDormand nicht neulich als Jurypräsidentin der kommenden Berlinale erwähnt worden wäre – immer mit dem Zusatz „die schwangere Polizistin aus Fargo“ – hätte ich den Film vielleicht gar nicht bemerkt.

Es geht um den jungen angehenden Psychiater Sam, der mit seiner Verlobten Alex, die über Fruchtfliegen promoviert, vorübergehend im Haus seiner Hippie-Mutter Jane, einer Plattenproduzentin mit 16 Jahre jüngerem Liebhaber wohnt, was aufgrund kultureller Kollisionen zu Verwicklungen führen muss. Während ihm seine Mutter nur peinlich ist (der Mann hat ja keine Ahnung von Peinlichkeit!), fühlt sich die Verlobte von Jane und ihren Musikerfreunden angezogen. Der brave Bub lernt in der Klinik eine sehr attraktive Ärztin kennen, die sich für ihn interessiert, und fängt an mit der Versuchung zu ringen. Frances McDormand hat ein wunderbares Gesicht, das Geschichten erzählt, und wenn sie plötzlich leicht selbstironisch lächelt, ist das zum Dahinschmelzen. Kate Beckinsale als fitnessgestählte Verlobte bleibt dagegen ziemlich farblos, lächerlich in ihrer eifersüchtigen Unfreundlichkeit der schönen Ärztin gegebenüber und nicht wirklich echt beim Versuch „to fuck things up“. Der wird aber ohnehin lange, bevor sich die Frage nach dem möglichen Einsatz von „Moralin“ überhaupt auftut, wieder eingestellt – irgendwie enttäuschend.

Wenn man möchte, kann man das Ende als offen gelten lassen. Einerseits ist es vermutlich in Ordnung, unterschiedliche Lebensauffassungen einfach nebeneinander stehen zu lassen, andererseits sind Versuchungen, denen einfach nur widerstanden wird, fürs Kino ziemlich unspektakulär. Dafür war aber der Soundtrack prima.

Weitere Links: Die deutsche Website zu Laurel Canyon und ein Porträt von Frances McDormand in der Zeit.

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