Bulutlari beklerken – Waiting for the Clouds

Bulutlari beklerken von Yesim Ustaoglu spielt in den 70er Jahren an der türkischen Schwarzmeerküste. Das politische Klima dieser Zeit erschließt sich für mich nicht wirklich, was bedeutet die Volkszählung? Was hat es mit den nächtlichen Plakatklebern auf sich, deren Plakate gleich wieder abgerissen werden? Welche Rolle spielt der Fischer, welche die Kneipensäufer, die Tote ausgraben wollen und gegen Kommunisten hetzen, mit denen der Fischer es aufnimmt? Ein türkisches Publikum versteht das vermutlich.

Die eigentliche Geschichte ist sehr schön und vor allem sehr schön gefilmt. Die alte Frau Ayshe verhält sich nach dem Tod ihrer älteren Schwester immer seltsamer. Die Dorfgemeinschaft zieht im Sommer in die Berge, wo sich Ayshe immer mehr verschließt , nicht mehr mit den Nachbarinnen und dem Nachbarsjungen Mehmet spricht, und wenn sie überhaupt spricht, dann in einer Sprache, die er nicht versteht. Erst der Besuch eines Fremden – kein russischer Spion, sondern ein Grieche, der ursprünglich aus dem Ort stammte – bringt sie dazu, über ihre wirkliche Herkunft zu sprechen: sie war früher Eleni, Kind einer griechischen Familie, die während des 1. Weltkriegs vertrieben wurde. Ihre Eltern und die kleine Schwester kamen auf der Flucht um, ihr kleiner Bruder Niko wurde nach Griechenland deportiert, während sie von einer türkischen Familie als Tochter angenommen wurde. Erst nachdem diese Geschichte erzählt wurde, öffnet sich für Eleni die Perspektive, Kontakt mit ihrem verschollenen Bruder zu suchen.

Grundlage des Films ist der Roman „Tamama“ von Giorgos Andreadis, der im Anschluss an den Film ein Gedicht im Dialekt der Pontos-Griechen über die Heimat vortrug. Außerdem: Wikipedia über die Pontos-Griechen.

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