Durchfahrtsland…

… von Alexandra Sell im Forum ist der adäquate Beitrag zum Thema ?Parallelgesellschaften?. In diesem Fall die Parallelgesellschaft neben der Autobahn zwischen Köln und Bonn, der Kölner Dom ist am Horizont zu sehen. Dort gibt es stockkatholische Dörfer, die mit einander ?verfeindet? sind (und zwar in Sichtweite von Fabriken und Ölraffinerien!), mit einem stillen, zähen, leicht melancholischen Pfarrer dazwischen; Junggesellenvereine, in denen streng nach Vereinsvorschrift Jungfrauen ersteigert werden; kettenrauchende Krimiautorinnen mit schwarzlackierten Fingernägeln, die ihre Bücher selber mit dem Auto im Supermarkt abliefern; sowie dickliche Uniformfetischisten, die ihre Familie gegen einen Spielmannszug eingetauscht haben (und totsicher heimlich schwul sind). Das ist schon ganz schön parallel, finde ich. Die Regisseurin fand das auch, sie sagte, sie hätte da zwar über anderthalb Jahre hinweg gefilmt, aber eine Distanz sei immer da gewesen. Weshalb sie sich entschloss, einen sehr klugen Voice-over-Kommentar im Romanstil über die Bilder zu legen, der einerseits den Bildern mehr Drama gibt, aber andererseits auch diese Distanz zu den Personen herstellt. (Ob die Protagonisten mit ihrem Bild im Film zufrieden sind, wage ich zu bezweifeln.) Der Film illustrierte für mich mein Lieblingsbuch des letzten Jahres: ?Das verborgene Wort? von Ulla Hahn, das vielleicht auch in dieser Gegend spielt.

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