Saratan

Saratan von Ernest Abdyshaparov spielt auf dem Dorf in Kirgistan. Auf dem Dorfplatz gibt es einen winzigen Kiosk und einen Baumstamm, auf dem tagsüber die Trinker sitzen und abends die Dorfjugend zur Gitarre singt und tanzt. Der Mullah verschläft regelmäßig, ein Verkehrspolizist versucht, den Verkehr zu regeln, der allerdings an dieser Stelle nur aus Leuten besteht, die zu Fuß unterwegs sind. Dann gibt es noch den Bürgermeister, dem seine Frau vorwirft, er sei so unbedeutend, dass noch nicht einmal jemand versucht habe, ihn zu bestechen. Der einzige verbliebene Sozialist kommt wegen Anstiftung zum Aufruhr in den Knast, wo er anstatt ein kurzes Protokoll zu verfassen, ein viele Seiten langes Pamphlet für die Nachwelt schreibt. Ebenfalls in den Knast kommt der Zeuge Jehovas mit dem schönen Namen Socialbek. Die Trinker bringen wunderschöne Toasts auf die Landschaft und die Natur aus, die ihre Mittrinker so zu Tränen rühren, dass sie einander erst einmal trösten müssen, bevor sie weiter trinken können. Es geht außerdem um nicht bezahlte staatliche Renten, Dieselknappheit und neureiche Kapitalisten.

Die Geschichte ist so hübsch anzusehen, dass die Vergewaltigung der jungen Frau, die ihrer Schwiegermutter nicht gehorchen will, durch den bei Frauen sehr beliebten Dorfpolizisten ziemlich überraschend und unangenehm ist. Gleich danach gerät der Polizist in einen Zweikampf mit dem Viehdieb, den er gewinnt, und dann den Dieb an den Pfosten auf dem Dorfplatz fesselt. Diese beiden Szenen sind ziemlich irritierend – aber laut Regisseur werden Unrecht und Machtmissbrauch dadurch deutlich, dass der Dieb sich wegen der Schande umbringt. Im weiteren Verlauf, in dem der Film die vorherige Heiterkeit wieder aufnimmt, wird der Polizist einfach durch einen anderen ersetzt, ein enttäuschter Blick einer Dorfschönheit, als sie den unflotten Neuen sieht – dann geht der Film weiter seinen Gang.

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