Lücke im System

Gut gemeint ist vermutlich das gemeinste, was sich über einen Film sagen lässt – hier über Lücke im System. Zuerst war ich ja nur von den wenig angenehmen Synchronstimmen und der doofen Textübersetzung genervt – bei jedem dritten Satz dachte ich, so spricht doch kein Mensch. Die Geschichte vom Globalisierungsgegner Alex, der so sehr aktivistisch unterwegs ist, dass er seine Freundin nie sieht, strotzt leider vor optischen und inhaltlichen Plausibilitätslücken: Ich habe noch nie eine Frau mit so kurzen Haaren gesehen, die sich nach dem Duschen ein Handtuch um den Kopf schlingt. Die würde es doch eher nehmen, sich einmal kurz über den Kopf rubbeln und gut ist. Und warum hat er eigentlich nie Zeit für sie? Treibt er sich die ganze Zeit auf Demos rum? Finden in Genf überhaupt so viele statt? Programmieren tut doch schließlich sein Kumpel Fred, was macht der Mann also den lieben langen Tag?

Die angebliche Vermischung von Traum, Vision und Realität war leider weder spannend noch stimmig. Was sollte denn die Frau mit dem Hund? Paranoia befördern? Auch der Sinneswandel von Frau Doktor war nicht wirklich nachvollziehbar, der kurz darauf folgende Text zum Kreischen („Sie wollten mich zum Deppen machen“ – „Ich habe es aber nicht getan“) und der weitere Verlauf leider gar nicht spannend. Zu guter Letzt war der Schluss auch nicht wirklich überraschend. Zugegeben, ich habe nicht gerade damit gerechnet, dass da jetzt „Meta-Film“ kommt, aber der Versuch so eine Art Pseudo-Authentizität herzustellen, wirkte eher peinlich als überraschend.

Lustigerweise sind die meisten Besprechungen, die bei Angelaufen zitiert werden, viel weniger kritisch.

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