Dear Pyongyang

Das klang interessant: Die Tochter einer koreanischen Immigrantenfamilie in Japan macht einen Film über ihren Vater, einen überzeugten Kommunisten und Anhänger Nordkoreas, der Anfang der 70er Jahre seine drei Söhne nach Nordkorea „zurückschickt“, obwohl sie vorher nie da gewesen waren. Nur die Jüngste darf in Japan bleiben. Wir erfahren interessante Dinge, dass 90.000 Koreaner bis in die frühen 70er aus Japan nach Nordkorea gegangen sind, dass koreanische Immigranten in Japan einen sehr schlechten Status hatten, und dass nicht zuletzt die Nordkorea-Aktivisten für ihre Bürgerrechte stritten.

Trotzdem ist Dear Pyongyang kein guter Film. Ich verstehe zum Beispiel nicht, weshalb die Mutter nur gezeigt wird, wie sie entweder über die ganze Filmerei kichert oder Pakete für Kinder, Enkel und andere Verwandte in Nordkorea packt. Ihr wird im ganzen Film keine einzige Frage gestellt – naheliegend hätte ich gefunden, was sie davon gehalten hat, dass ihre Kinder weggeschickt wurden. Aber Fragen ist sowieso nicht so die Sache der Regisseurin, sie hält die Kamera einfach so drauf und hofft, dass sich Erkenntnis von alleine einstellt. So richtig will das nicht klappen, auch wenn einzelne Szenen doch erstaunen – wie das Bankett in Pyongyang zu Vaters 70. Geburtstag.

Richtig schlimm fand ich die Szenen, als ihr Vater schon schwer krank ist, sie ihm mit der Kamera viel zu nahe rückt und ihm relativ grob eine Art Liebeserklärung an die Mutter in den Mund legt. Das sah für mich aus, als hätte sie ihr ganzes Leben lang darunter gelitten, dass er die erlaubten Gedanken vorgegeben hat, das muss sie ihm jetzt heimzahlen. Ich fand das sehr lieblos und für das Thema des Films komplett unwichtig. Wenn sie dann im Anschluss an die Vorstellung erzählt, dass sie ja so viel interessantes Material zurückhalten musste, um ihre Verwandten zu schützen – tja, wenn der gezeigte Rest denn interessant gewesen wäre, hätte ich das vielleicht nachsehen können. So fand ich es eigentlich vor allem irrelevant für den vorhandenen uninteressanten Film.

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