Capote

Auf den Plakaten von Capote war ein Zusatzaufkleber angebracht: Ausgezeichnet mit 1 Oscar. Das sah nicht besonders beeindruckend aus, und vielleicht sollte man die Aufkleber erst ab zwei Oscars anbringen. Diesen einen hat Philip Seymour Hoffman für die beste männliche Hauptrolle bekommen. Als Truman Capote ist er wirklich großartig – das fand auch der Mann, der nach dem Film zu seiner Begleiterin sagte, dass das die beeindruckendste schauspielerische Leistung sei, die er jemals gesehen habe.

Capote fährt nach Kansas um für eine Zeitschrift über einen Mord an einer vierköpfigen Familie zu schreiben. Schnell merkt er, dass die Geschichte der Stoff für sein nächstes Buch sein wird, und fängt an genauer zu recherchieren. Thema des Films ist die zwiespältige Beziehung zu einem der beiden gefassten Mörder, Perry Smith, mit dem er sich auf eine besondere Weise verbunden fühlt. Das doppelbödige der Beziehung geht in beide Richtungen, denn beide empfinden tatsächlich eine Verbundenheit zueinander, aber beide haben auch ganz handfeste Interessen. Perry Smith erhofft sich, durch Capotes Hilfe vor der Todesstrafe gerettet zu werden, Capote will ein sensationelles Buch schreiben. Er ködert Perry gewissermaßen mit dem Versprechen, dass es sein Buch sein wird, das verhindern kann, dass die beiden von der Welt als Monster gesehen werden. Dieses Versprechen bricht er gleich wieder, als er seinem Verleger den Titel nennt „In Cold Blood“ – den er Perry gegenüber auch nie zugeben will. Als es um Perrys Bitte geht, einen Anwalt zu finden, um möglicherweise doch noch eine Begnadigung zu erwirken, bleibt Capote knallhart und unternimmt keinerlei Anstrengungen in dieser Richtung, denn er braucht den Schluss für sein Buch. Andererseits bleibt glaubwürdig, dass ihn die ganze Sache so sehr mitnimmt, dass er später kein größeres Werk mehr zustande bringen wird.

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