Goodbye Bafana

Nelson Mandela hat mich seit meinen Zwanzigern stark geprägt.

Daß Dennis Haysbert ihn personifizieren kann, war für mich keine Frage. Er hat seine präsidialen Qualitäten gezeigt, so daß seine Gastauftritte bei "Ein Colt für alle Fälle" und "A-Team" als Jugendsünden vergessen sind. Nun also den stolzen und milden, den kämpfenden und einenden Nelson Mandela.

"Er ist der Einzige auf der Welt, bei dem ich möchte, daß er es gut findet, was ich mache."

sagte Haysbert auf der Pressekonferenz. Sein Ziel wird er bestimmt nur teilweise erreicht haben. Die Filmfigur Mandela entspricht sehr dem Nelson Mandela, den ich vermittelt bekommen habe. Haysbert hat (es ist abgedroschen,trifft es dennoch exakt) Präsenz. In allen Szenen ist er die bestimmende Figur.

Diane Heidekrüger Kruger und Joseph Fiennes, als Gloria und James Gregory, haben ihm nichts entgegenzusetzen. Fiennes wird als Gefängnisaufseher, der Xhosa spricht, nach Robben Island versetzt und soll die Post der inhaftierten ANC-Mitglieder zensieren und die bespitzeln. Die Wandlung vom Rassisten zum Gutmenschen vollzieht sich über Jahrzehnte seiner Tätigkeit.

Es gibt keinen Spannungsbogen im Film, keine Brüche. Alles ist zu glatt und vorhersehbar. Schade um die phantastische Leistung Dennis Haysberts, die in diesem Film verschenkt ist.

Außen vor bleibt bei der Berichterstattung über den Film, daß das Drehbuch, welches auf dem Buch "Goodbye Bafana" von Gregory beruht, nicht unumstritten ist. In der autorisierten Biographie "Mandela" des britischen Journalisten und Autors Anthony Sampson wird gesagt, daß dies dargestellte enge Verhältnis von Mandela und Gregory so nicht existiert habe. Gregory habe selten mit Mandela gesprochen. "Mandela later invited Gregory to his inauguration as President, apparently having forgiven him, as he had former President Pieter Botha,"

Wie sich Regisseur Bille August sich zu diesen Vorwürfen auf der Berlinale äußert ist abgeklärt. "Es ist nur normal, daß in einem Land wie Südafrika, zu dieser Zeit, daß da unterschiedliche Sichtweisen bestehen." und "Die Ideen Mandelas, über die Befreiung Südafrikas, werden dadurch eher richtiger."

Es ist ein wichtiges Thema, das leider bildlich und dramatisch zu schwach inszeniert ist.

Fazit: Gut gemeint. Aber ein sonntäglicher Spätfilm fürs Öffentlich-Rechtliche.

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