Pingguo – Lost in Beijing

Eben fand sich eine SMS auf dem Telefon: "Und der beste Film war: Pingguo!" Jetzt bin ich nicht ganz sicher, ob das ironisch gemeint war oder nicht, denn eigentlich fand ich ihn weder überragend gut noch überragend schlecht.

Im Taz-Interview berichtet die Regisseurin Li Yu, dass das Leben in China noch viel härter ist, als sie es in ihrem Film Pingguo – Lost in Beijing beschreiben konnte. Kann schon sein, schön ist es auch im Film nicht. Die vom Land zugewanderten Liu Pingguo und An Kun arbeiten als Fußmasseurin bzw. Fensterputzer, der Neureiche Lin Dong besitzt den Fußmassagesalon, seine Frau Wang Mei einen Schönheitssalon…

Vorsicht, Spoiler ist notwendig wegen der Schlussfolgerung aus dem Film. Chef Lin Dong vergewaltigt Liu Pingguo, ihr Mann ist erst eifersüchtig, versucht dann Lin Dong zu erpressen. Als sich herausstellt, dass Pingguo schwanger ist, verkauft er kurzerhand das Kind an den Rivalen. Seine Frau fragt er nicht. Die Entwicklung der Männerfiguren ist gegenläufig: während An Kun immer gieriger und widerlicher wird, wird Lin Dong – so mäßig glaubwürdig – zum liebevollen Kindspapa, der auch an der Mutter ein echtes Interesse entwickelt.

Viel schlechter kommen die Frauen weg: Pingguo ist vor allem dekorativ und schicksalsergeben, aber auch Wang Mei stellt nicht wirklich die überlegene Unternehmerin dar und den Beweis für die Behauptung, dass sie zwar nicht so jung und schön wie Pingguo, dafür aber klüger ist, bleibt sie schuldig. Beide Frauen lassen alles über sich ergehen, schaffen es am Ende gerade mal für ihr materielles Auskommen zu sorgen. Aber einerseits ist das in diesen harten Zeiten gar nicht so wenig und vermutlich war das die Botschaft: mehr könnt ihr von Männern nicht erwarten, nehmt lieber das Geld und geht.

Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:


DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner