Stone Time Touch

Erinnert sich noch jemand an den schönen Film "Calendar" von Atom Egoyan vor vielen Jahren? Er filmte seine Frau, die wie er armenischer Abstammung ist, bei ihrem ersten Besuch im mythischen Herkunftsland Armenien (in dem sie übrigens nie gelebt hat, sie ist im Libanon geboren und in Kanada aufgewachsen).

Frau Egoyan war mittlerweile schon öfter in Armenien, die Filmemacherin von "Stone Time Touch" (ebenfalls of armenian origin) ist das erste Mal hingefahren. Diese beiden Perspektiven auf die unbekannte Heimat, die des "ersten Mals" und des "wiederholten Mals" hat sie für den Film über- und unter- und zwischeneinander montiert. Außerdem gab es noch eine Tagebuch-Ebene (durch Animation hinzugefügt), dazu Kommentare von beiden Frauen und wirklich sehr schöne Musik (von armenischen Frauen und Will Oldham – eine tolle Mischung!). Ziemlich viele Ebenen also, und meistens alle gleichzeitig – nach einer Weile freute man sich doch über die Momente, in denen einfach nur mal EIN Bild zu sehen war.

Aber es ist trotzdem eine schöne Reflexion über Zeit, Kontinuität, Materialität und Mythen gewesen, die sich vom Armenischen gut abstrahieren lässt. Wobei es einen schon wundert, wie ausgeprägt und langlebig die innere Verbundenheit mit einem Land sein kann, das sie zwar aus den Familienmythen als das gelobte kennen, indem sie als urbane Westler aber nie und nimmer leben könnten. Wahrscheinlich geht es darum, die Familienmythen immer wieder an der Realität abzuprüfen unter unterschiedlichen Sichtweisen und Lebensphasen…

Einen Merksatz nehmen wir aus dem Film noch mit: Merke: "selbst die schönste Ästhetik und das intelligenteste Konzept helfen nichts, wenn einem vor lauter Ruckel-Schnitt und Wackel-Kamera schlecht wird."

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