Ein kleines iranisches Filmfestival…

…ergab sich aus The song of sparrows (iranischer Wettbewerbsbeitrag), 3 zan (Panorama) und dann wieder Football under Cover.

Es gibt ja ein im Westen renommiertes iranisches Kunst-Kino, von dem ich vor Jahren einige Filme geguckt habe, die ich für meinen Geschmack aber immer etwas zu wortreich und symbollastig fand (sogenannte Alt-Männer-Filme – wobei mir schon klar ist, dass man in manchen politischen Situationen eben nur symbolisch sprechen kann). "The song of sparrows" fällt da zwar nicht ganz rein, aber knapp daneben. Nicht wortlastig und durchaus auch mal lustig, aber eigentlich komplett auf der Symbolebene angesiedelt. Jedes Requisit, jedes Tier, jedes Handlungsteil hat "Bedeutung". Alles ganz schön, aber recht betulich, und auch ein bisschen moralisch. Ich will es mal so sagen: Wenn die Berlinale täte, was jetzt alle tun, nämlich eine Filmreihe für die "Silver Agers" einrichten (Arbeitstitel: "Generation+++"), dann würde dieser Film da super reinpassen. Auch das Spiel des Hauptdarstellers (der gestern den silbernen Löwen bekommen hat) war auf so altmodische Weise überdeutlich – nach modernem Geschmack (und nach zig Filmen mit Wackelkamera und Laiendarstellern) viel zu viel.

Aber immerhin spielen in dem Film auch die Motorrad-Taxis eine Rolle, von denen Teheran anscheinend wimmelt, und die ich gleich in 3 zan wiedererkannt habe. Der Film der Regisseurin Manijeh Hekmat (hier ein interessanter Bericht im Tagesspiegel über sie und ihre Arbeit im Iran) erzählt eine Geschichte über drei Frauen aus drei Generationen und einen Teppich. Mindestens 80 Prozent des Films spielen sich in Autos und Bussen ab (come to think of it: bei den "sparrows" auch: auf dem Scooter…). Es wird eigentlich ausschließlich rumgefahren: durch die verstopften Straßen von Teheran (Mutter im Alltagsstress), durch die Wüste (Tochter auf Selbstfindung) auf Landstraßen (Oma im Bus mit Teppich). Dass es bei dem Teppich um ein Symbol (!)  geht – nämlich für den Kontakt zur eigenen Geschichte und Kultur sowie das kollektive Gedächtnis, das davor bewahrt werden muss, ins Ausland verkauft zu werden – wird schnell klar und wirkt nicht besonders progressiv. Aber damit verbunden sind auch ganz viele aktuelle Provokationen, die man als Westlerin ein bisschen besser einschätzen kann, wenn man sich daran erinnert, wie streng und bewacht es bei "Football under Cover" im Stadion zuging (von wegen Tanzen!). Dagegen sind die hier allenthalben wehenden Haarsträhnen, die Tochter, die einen jungen Anhalter in ihrem Auto mitnimmt, und die Band, die im Keller übt, schon ziemlich gewagt. Man hat durchaus das Gefühl, jetzt noch weniger zu wissen, wie es im Iran eigentlich ist. Mir fällt wieder der schöne Spruch des iranischen Regisseurs aus "Football under Cover" ein: "im Iran ist alles möglich und alles unmöglich". Den Eindruck habe ich nach drei Filmen auch.

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