Ganz großes Kino

war heute abend To Verdener aus Dänemark- die Zeugen Jehovas sind anscheinend (wie wir Ethnologen sagen) endogam per Gesetz, d.h. sie dürfen nur untereinander heiraten. Als sich die 17-jährige Sara, glücklich und geborgen in ihrem Glauben, ihrer Familie und ihrer Gemeinde, in einen Nicht-Zeugen verliebt (und er sich in sie), ist das also ziemlich fatal…

Thematisch gesehen gehört der Film zu "A Jihad for love" oder "Trembling before G-d": individuelles Begehren vs. spirituelle und soziale Verankerung und religiöse Gesetze. Und er ist deshalb ganz aktuell wichtig, weil er nämlich daran erinnert, dass es diesen Konflikt eben nicht nur in "gefährlichen", fremden Religionen und (Parallel-)Gesellschaften gibt, sondern im westlichen, christlichen Fundamentalismus genauso.

Individuell gesehen versteht man selten so unmittelbar, worin eigentlich für diese Personen das fürchterliche Dilemma besteht: 1. sie glauben das ja alles selber, 2. wenn sie die Gemeinschaft verlassen, ist eben mal die gesamte Familie und fast alle Freunde futsch – und das sind ja alles keine Monster, sondern i.d.R. nette Leute. Die eine neue Person, die die alle ersetzen muss, hat eigentlich schon verloren (weshalb Sara im Film ihren Freund dann auch verlässt).

Filmisch gesehen ist die Geschichte super gespielt, toll geschrieben und keine einzige Figur (außer vielleicht die Gemeindevorsteher) ist platt. Minutenlanger Beifall, Standing Ovations, der Regisseur hat geheult (war aber nicht peinlich). Bleibt nur eine Frage: warum war dieser Film nicht im Wettbewerb?

Ich glaube, Generation wird nächstes Jahr meine Hauptsektion.

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