Sag mir, wo die Schönen sind

Dieser Film muss der totale Publikumsrenner gewesen sein – alle drei Vorstellungen ratzfatz ausverkauft. Die Idee, die Teilnehmerinnen der "Miss Leipzig-Wahl" 1989 ausfindig zu machen und nachzuschauen, was aus ihnen geworden ist, war ja auch wirklich sehr reizvoll. Damals hatte ein Fotograf ein Interview mit allen Kandidatinnen gemacht, und Fotos von ihnen zuhause und an ihrem Arbeitsplatz. Die klassische Langzeit-Damals-Heute-Konstellation also.

Sowas ist ja grundsätzlich immer interessant, und "schönen" (naja, eigentlich: ganz normal hübschen, aber ziemlich charmanten) Frauen dabei zusehen, wie sie über ihr Leben erzählen, kann einfach nicht falsch sein. Und es ist auch wirklich spannend, wie völlig unterschiedlich sich die Lebensläufe entwickelt haben, von der alleinstehenden Mutter, die als Zimmermädchen jobbt, bis hin zur erfolgreichen PR-Managerin in Dubai – aber auch nicht ganz überraschend, denn außer, dass sie bei diesem Wettbewerb mitgemacht haben, hatten die Frauen ja auch schon damals nicht viel gemeinsam. (Wirklich rührend waren die ehemalige Straßenbahnfahrerin mit ihrem Mann, sowie die singende Sachbearbeiterin.)

Schade allerdings, dass das Thema, das der Auswahl der Protagonistinnen überhaupt erstmal zugrunde liegt – nämlich "Schönheit", "Frausein" und "Alter(n)" – nicht im Mittelpunkt der Damals-Heute-Betrachtung stand. Da hat sich ja nun Ungeheuerliches getan, und es wäre mal spannend gewesen, mehr darüber zu erfahren. Statt dessen ging es (wieder) in erster Linie um die sozialen Veränderungen von Familiensituation und Arbeit – und das ist ja auch wichtig, aber sowas gibt es halt schon zuhauf. Ich denke, in diesem Fall lag es sicher mal daran, dass zwei ältere Männer den Film gemacht und die Fragen gestellt haben – und daran, dass pro Frau nur zwei bis drei Drehtage zur Verfügung standen. Außerdem kam das "Damals" zu kurz, es ging hauptsächlich um das "Heute" – und wenn man das "Damals" nicht kennt, kann man nicht sehen, was sich alles verändert hat. Also in dieser Hinsicht etwas enttäuschend.

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Kommentare

2 Antworten zu „Sag mir, wo die Schönen sind“

  1. Marko Riedel

    Guten Tag, mein Name ist Marko Riedel-Glavanitz, ein Mann, welcher mit einer dieser Frauen, welche dort verfilmt wurde, noch verheiratet bin. Ihre Eischätzung zu diesem Film ist absolut richtig, da diese Eischätzung heute und das damals nicht richtig dokumentiert wurde, weil anscheinend alles sehr einseitig betrachtet wurde und die Wirklichkeit der Darstellung trügerisch hingestellt wurde. mfg M.Riedel

  2. Marko Riedel-Gavanitz

    Hallo Ulla, anscheinend gehörst du zu den Menschen, die Oberflächlichkeiten auch nicht mögen. Tolle Frau.

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