David Wants to Fly

Nachdem ich David Wants to Fly gesehen hatte, habe ich mich gefragt, ob ich wirklich Dokumentarfilme sehen mag, in denen Regisseure/-innen ihre eigenen Geschichten zeigen. Ich glaube eigentlich eher nicht. Da ist ein junger Regisseur mit einem schwarzen Hütchen, der nach Abschluss der Filmhochschule feststellt, dass er nicht richtig was zu tun hat, während David Lynch in seinem Alter bereits sein erstes Meisterwerk geschaffen hatte. Sein großes Vorbild ist Anhänger der Transzendentalen Meditation, und als ihm die Einladung zu einem Kongress unter kommt, beschließt er, dass das sein Thema ist. Er reist zum Kongress, mithilfe seiner Freundin Marie gelingt es ihm einen Interviewtermin mit David Lynch zu bekommen. Der wirkt völlig künstlich und seltsam, sein Händegefuchtel ist unangenehm, und wenn man nicht wüsste… Aber egal. Der junge Mann bucht einen teuren Meditationskurs und taucht ganz naiv in die Sektenwelt ein. Und obwohl ich das beim Zuschauen ein bisschen peinlich finde, und obwohl mich die Beziehungsschwierigkeiten mit seiner Freundin Marie gar nicht interessieren, macht der Film irgendwie mehr Spaß, als wäre da einer von vornherein kritisch an sein Thema heran gegangen.

Im zweiten Teil des Films kommen ihm nämlich Zweifel – da gibt es nach dem Tod Maharishis Schwierigkeiten in der Führung der Bewegung, die Jogiflieger im Zentrum in Amerika hopsen im Lotussitz über Hindernisse, anstatt zu schweben, ein gekrönter Führer (habe den Titel vergessen) hat in Berlin einen sehr grotesken Auftritt, in dem er ein "unbesiegbares Deutschland" verspricht – was das kritische Berliner Publikum in der Urania gar nicht gut findet, und unser Mann mit Hut kommt auf immer mehr Ungereimtheiten. So wird der Film doch noch zur kritischen Auseinandersetzung mit TM, so sehr, dass die Bewegung sogar angedroht hat, gegen ihn vorzugehen.

Insgesamt hat mir der Film gefallen, auch wenn ich immer noch finde, dass ich ein gewisses Misstrauen gegenüber Geschichten über die eigene Person hege (ja, ich weiß, davon gibt es dieses Jahr sehr viele). Hier war es eine Mischung aus Verblüffung über seine Naivität und darüber, dass ausgerechnet er dann doch so viel herausfinden konnte, die den Film für mich sehenswert machte.

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