Ach, wäre es doch ein Stummfilm gewesen!

Das dachten Barbara und ich übereinstimmend beim Rausgehen aus "Folge Mir". Der sehr sympathische Regisseur zeichnet für Regie, Drehbuch, Kamera und Schnitt (!) verantwortlich. Zum Schnitt bin ich nicht urteilsfähig, die Bilder waren super-toll, das Mischen von sehr ästhetischem Schwarz-Weiß (fantastische Industrie (Hafen-) kulisse – ein Genuss!) mit Super8-Farbrückblenden sehr interessant, auch die ständigen Anachronismen, die den Film durchziehen (siebziger Jahre Wohnung vor futuristischer Autobrücke), verliehen ihm eine spannende Doppelzeitigkeit. Für das Aufarbeiten einer Kindheit ein ganz starkes Stilmittel. Formal alles top.

Aber dann traten Schauspieler auf, denen jemand befohlen haben muss, mindestens 2mal pro Sekunde ein anderes Gefühl mimisch auszudrücken (aber so, dass mans auch wirklich kapiert!), und die nicht mal ein Hühnerbein essen durften, ohne dabei expressiv das Gesicht zu verziehen. Und wenn die Schauspieler den Mund aufmachten, kamen völlig gestelzte Sätze in Schriftsprache heraus (auch noch auf Deutsch! Keine gnädigen Untertitel), die so künstlich und unecht wirkten, dass es alles an Atmosphäre kaputt gemacht hat, was die Bilder aufgebaut hatten. Das war für mein Empfinden wirklich an der Grenze zur Peinlichkeit – und da spielt es auch keine Rolle, ob das absichtlich oder unabsichtlich so gestaltet wurde.

Ach, wäre es doch bloß ein Stummfilm gewesen. Und am besten ohne Schauspieler. Dann: ein super Film!

Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:


DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner