Patang – The Kite

Ein starker Kandidat für den visuell schönsten Film ist Patan – The Kite. Der Onkel einer Familie in Ahmedabad kehrt nach fünf Jahren zum ersten Mal mit seiner erwachsenen Tochter aus Delhi zum Uttarayan-Festival zurück, bei dem tagelang mehrere hundert Drachen in der Luft sind. Gefeiert wird auf den Dächern, mit Essen, Tanz und Musik. Mitten in der alten Stadt steigen die Drachen auf, Stromleitungen sind kein Problem, wohl aber die mit Reispaste und Glassplittern überzogenen Drachenschnüre, die dazu dienen, sich gegenseitig die Drachen abzuschneiden. Man lässt sich stapelweise Drachen anfertigen für den langen Wettstreit, der auch nach Sonnenuntergang nicht zu Ende ist. Anerkennung findet, wer viele Drachen abschneidet und selbst am längsten in der Luft bleibt. Die gefallenen Drachen sammeln Kinder ein, um sie wieder steigen zu lassen. Der Onkel ist in Delhi reich geworden, hat zuvor vielleicht das Familienunternehmen ruiniert, jetzt ist er fremd, versteht weder seinen Looser-Neffen noch seine eigene Tochter, die Drachen sind das einzige verbindende Element. 

Das alles ist spektakulär gefilmt, mit langen Brennweiten, gut gesetzten Unschärfen, wunderbaren Farben, dichtes, verrücktes Indien. Es wird getanzt und gesungen, das gehört alles zum Festival und ist nichts für Bollywoodfans.   

Der Regisseur ist ein Inder aus Chicago, der sechs Jahre gebraucht hat, um das zu filmen. Sein Film ist ein Statement, dass die Gemeinschaft in Ahmedabad, acht Jahre nach dem schrecklichen Massaker an Muslimen, wieder oder weiter funktioniert. Die besten und meisten Drachenbauer sind Muslime, das Festival ist hinduistisch, und wer die besten Drachenflieger sind, dass interessiert alle gleich. Die Tochter ist eine starke Figur im Film, warum sie eine altmodische Filmkamera benutzt, die man aufziehen, aber niemals mit Film laden muss, bleibt ein Geheimnis.  

Die Website zum Film: patang.tv

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Kommentare

3 Antworten zu „Patang – The Kite“

  1. ulla

    Hi Stefan, schön, dass Du da bist!

  2. micha

    Toller Film! Auch hier war das Gespräch danach super: die Schauspielerin, die die Priya spielte, sang erst ein Lied und drehte dann die Q&A um und befragte das Publikum, sehr sympathisch, lebendig und lustig.

  3. Jo

    genau, sehr wunderbarer film! was für farben, super aufnahmen, so bunt und lebendig! und die Q&A war die sympatischste bisher, zwar bei uns ohne gesang, aber dafür hatten sich alle im arm, hatten riesig spaß und waren ungeheuer charming… und es war wirklich der erste kuss für unseren besten uni-drachensteiger …
    gute wahl – reiselust komplett erwacht! so schöne drachen, mit stampfkartoffeln geflickt!

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