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Research up!

Das war das Thema eines Seminars in der Europäischen Ethnologie, das
ich mal belegt habe. Research up heißt: man erforscht Leute, die auf
der sozialen Leiter über einem stehen (nicht unter einem, was die
"normale" Erforschungssituation ist). Sowas ähnliches geschieht in "Führung" von René Frölke (einer von drei Filmen im Programm "Geographies of the other Power II" im Forum Expanded). Bundespräsident Horst Köhler besichtigt auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise die Kunsthochschule Karlsruhe und wird von den Professoren Peter Sloterdeijk, Peter Weibel und noch einem herumgeführt. Die Kamera – und vor allem: das Mikro – folgen der Entourage, in der sich auch der Ba-Wübergische Kultusminister und viele Stiernacken, aber tatsächlich keine einzige Frau befinden. 

Wie der Regisseur hinterher sagt, hat er die Kamera eigentlich nur mitgenommen, weil ein Mikrofon allein zu verdächtig gewesen wäre – aber tatsächlich hat ihn hauptsächlich interessiert, was bei solchen Staatsbesuchen eigentlich geredet wird. Und das (aber auch die Bilder) ist tatsächlich hochspannend. Wie sich die Herren gegenseitig verbal umtanzen wie im Ballett, und wie sie versuchen, in 30 Minuten sich einer gemeinsamen Ebene zu versichern, obwohl der Buprä wenig Ahnung von Kunst und die Professoren wenig Ahnung von Volkswirtschaft haben, das ist schon extrem hörenswert. Selbstverständlich müssen – in due course – ganz nebenbei die aktuellen politischen Reizwörter fallen (in diesem Fall "Medienkompetenz" und "Internationale Kooperation"). Dass sich hier "die Macht entlarvt", wie ein Student der besagten Hochschule hinterher sagte, fand ich zwar nicht – denn dass auch ein Professor oder ein Staatsoberhaupt manchmal nicht gerade die gescheitesten Sätze von sich geben, desillusioniert mich jetzt nicht besonders (und das ist ja auch ihr Recht). Aber wie sich vor allem die Professoren hier dem – vermeintlich – (denn der Buprä ist ja eher der Künstler unter den Politikern) mächtigen Besuch gegenüber anstrengen, ist schon extrem spannend.

Es gibt auch einen Studenten, der dem Buprä eine Performance vorführen darf und hinterher erklären darf, was sie bedeutet – eine ziemlich peinliche Angelegenheit für alle Beteiligten. Aber aufgepasst: Was aus dem armen Studenten geworden ist, wissen wir nicht – aber der Kommillitone hinter der Kamera wurde immerhin zur Berlinale eingeladen. Wer hat mehr profitiert?

Herr Bourdieu hätte sich sehr gefreut über diesen Film. Ich auch.


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