Viva Riva! oder: das Kino im Kongo wird eigenständig

… das ist das vielleicht Berührendste an diesem Action-Film, der es immerhin ohne Weiteres mit den Nachtprogramm-B-Pictures aufnehmen kann, die so ab 23:47 über die Kanäle knattern. Und vielleicht würde man ihn in dieser Gesellschaft sogar in den TV-Empfehlungen wiederfinden, weil er sich davon durch einige interessante filmische Eskapaden auszeichnet. Und bei allem Sex-and-Crime wirft er einen kritischen Blick auf die traurige Sexualisiertheit der Gangsta-Communities und das Abhandengekommensein der Liebe und Mitmenschlichkeit.

Der Regisseur hätte im Film-Gespräch hinterher für weitere Stunden fesseln und begeistern können mit seinen Berichten über den kongolesischen Film, das schwierige Verhältnis zum Nachbarn Angola, die unterschiedlichen Ethnien und Regionen im Land, die Probleme der durch 20 (!) Jahre Krieg zerstörten Gesellschaftsstrukturen und "Kinshasa ist sicher!". Nach Congo in four Acts ist Viva Riva! der wohl erste Spielfilm Kongos und der Regisseur ist wohl fest entschlossen, es nicht den letzten werden zu lassen – let us see!

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Kommentare

4 Antworten zu „Viva Riva! oder: das Kino im Kongo wird eigenständig“

  1. micha

    Schade, dass es gleich Zeit war zum Bengali Detective aufzubrechen, das Gespräch mit dem Regisseur hätte ich auch gerne verfolgt.
    Ich fand den Film großartig und habe wahrscheinlich ganz andere Dinge gesehen als du. Ist es nicht wunderbar, dass Nora entkommen konnte? Und ist der Schluss nicht ganz groß? Vielleicht später mehr, jetzt muss ich erstmal in den Vorverkauf…

    1. uta

      Was mich an dem Film beeindruckt hat, sind die offenen Enden… dh., ich bin mir garnicht so sicher, ob ich ‚groß‘ finden soll, daß der nette lebenskluge kleine Helfer (hieß er Anto?) auch schon großer-Brumm-Brumm-Dicke-Autos-Fahr-Gangster spielt, aber groß finde ich, daß der Film mich auch glauben lassen könnte, er versinke ganz im Auto-Scooter-Spielen und interessiere sich überhaupt nicht für die viele Knete, die neben ihm steht – ebenso gehts mir mit dem offenen Ende in Bezug auf Nora… daß also ganz im Sinne guter Western die Hoffnung zuletzt stirbt, dafür habe ich den Regisseur bewundert!

  2. Micha

    Ich finde nicht, dass B-Movie dem Film gerecht wird. Nein, das ist ein sehr ordentlich gemachter Thriller mit einem spannenden Plot von großer gesellschaftspolitischer Relevanz – das Verhältnis zu Angola, Benzinknappheit, Korruption bei Behörden und Kirche, alles da. „Traurige Sexualisiertheit“ habe ich nicht gesehen. Klar, die Bordells waren schon recht wüst, aber die Geschichte mit Commandante und ihrer Freundin fand ich gut, na, und dass Riva sich erstmal ordentlich ins Zeug legen musste, um Nora von sich zu überzeugen, hat mir durchaus gefallen.
    Das Ende: genau, so viel Offenheit muss sein, gerade dann, wenn fast alle tot sind. Wobei „alle tot“ ist ja auch irgendwie klassisch. Die tolle Ausstattung wurde ja sowieso überall schon gelobt, zu Recht, es macht Spaß, wie elegant die Bösen sind. Also von meiner Seite klares Votum: super Film!

  3. Ulla

    Meiner Meinung nach so ziemlich der einzige Film aus einem schwarzafrikanischen Land, oder? Früher gabs davon immer noch viel mehr, ist jedenfalls mein Eindruck.

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