Die Kinder vom Napf

Schweiz as Schweiz can, könnte ich sagen… wer als Berlinerin schon einmal den SchweizerInnen am Hahneberg an Walpurgis bei der engagierten und in vollem Ernst betriebenen Ausübung von Brauchtum zugeschaut hat – Alphornblasen mit auf den Wiesen lagern bei ggf niedrigsten Temperaturen, Wind und/oder wahlweise Regen – oder winterliches Treiben in eidgenössischen Gefilden erlebt hat – in Basel der Morgenstraich, bei dem scheinbar regellos Trommler- und Pfeifertruppen ab nachts um drei in der komplett unbeleuchteten (! ja, wirklich!) Innenstadt in interessanter Vermummung: beispielsweise mit Nachttischlampe auf oder Japanballon um den Kopf, oder die Orangenschlacht am Genfer See oder wenn brennende Heu-Wagen durch eine alte Stadt gejagt werden mit dem Risiko heftiger Hausbrände – ja der glaubt dann auch vielleicht dieser Natur-Mensch-Idylle inklusive Fuchs im Hühnerstall.  

Und vor allem, dass Kinder ihre Ferien dazu benützen, eine Bühne zu bauen, damit sie mit ihren Freunden traditionelle Musik für den Film so richtig in Szene setzen können… und sich ernsthaft Gedanken machen, wie sie den Problemen den Bevölkerungsschwundes begegnen können, die sie im Schulunterricht herausgearbeitet haben.

Auch hat die Regisseurin, die auf der Bühne wirkte wie um die vierzig und sagte, dass sie jetzt grad sechzig geworden sei (macht das auch die Schweizer Idylle?), mit einer solchen Inbrunst geschildert, wie wichtig ihr die In-Szene-Setzung der grandiosen Landschaft ihrer Heimat im Hintergrund gewesen sei. Exkurs: unter vielen anderen garnicht idyllischen Kinderthemen gibt es auch einen Film über Kindersoldaten in Liberia von ihr.

Und wer schonmal in der Schweiz wandern war, weiss, dass es diese Milka-Landschaft mit Alp-Oehi wirklich gibt. Und Heuhaufen-Diving muss wirklich schau sein…

Aber das kennt unsereiner nun wirklich nicht – oder gibts das in Gingen an der Fils, liebe Ulla?

Ach, und Schafe <wie bau ich jetzt hier den Link zu Ullas Filmtierfrage ein?> – selbstverständlich hübsche – sind natürlich auch dabei, und auch seeehr schöne Kühe!

Aber was passiert, wenn ein Kind zu spät zur Seilbahn kommt oder mal zu früh aussteigt oder über Nacht der Schnee so hoch geworden ist, dass sie nicht mehr hindurchlaufen können oder – wie es eben jetzt sein soll – soviel Schnee auf den Bäumen lagert, dass sie einfach umfallen und die Strommasten mitreissen, das wurde höchstens erzählt, aber nicht gezeigt… 

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Kommentare

2 Antworten zu „Die Kinder vom Napf“

  1. Ulla

    Hm. Also ich glaube, „zu idyllisch“ war gar nicht mein Problem (obwohl ich seit meinen regelmäßigen Besuchen auf dem Aussiedlerbauernhof grundsätzlich skeptisch geworden bin). Eher vielleicht „zu nett“ oder „zu leicht plätschernd“. Gerade weil die Bräuche etc., die Du beschreibst, ja sehr abgründig und großartig sind. Und ich finde, Kinderfilme können auch abgründig und großartig sein. Und weil wir aus der Schweiz in den letzten Jahren echt tolle Filme gesehen haben: da war das im Vergleich doch etwas (sorry) Mittelmaß.

    Aber die Kids hinterher auf der Bühne waren echt cool. Die ganz Kleine erinnert an Tjorven aus „Ferien auf Saltkrokan“. Und der Mausefänger Thomas ist ein richtiger Entertainment-Profi. Das hat mir gefallen.

    1. Uta

      genau 🙂

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