Nepalesisches Roadmovie: Highway

Highway beginnt irgendwo auf dem Land in Nepal, die Musiker einer Kapelle stehen mit ihren Instrumenten am Straßenrand. Ein Bus hält, sie steigen ein, und es geht los.

Ein Passagier telefoniert mit Mobiltelefon, die Gesprächspartnerin arbeitet in der Küche, immer wenn sie spricht, ist sie im Bild – "Wann kommst Du?" – "Ich komme jetzt". Rückblende auf eine Teeplantage, der Mann grüßt einen älteren Herrn, den Wunderheiler, den er aufsucht, weil er schon vier Jahre verheiratet und noch kinderlos ist. Er bekommt Medizin zu trinken, die aber nur 36 Stunden wirkt. Schnitt Telefon: "Ich komme nach Kathmandu". Auch andere Passagiere telefonieren. Rückblenden und der Blick auf die jeweiligen Gesprächspartner sind die Teile des Puzzles, das sich nach und nach zusammen baut. 

Der Bus gerät in einen "Bandh" (Bandh (Hindi: बंद), originally a Hindi word meaning ‚closed‘, is a form of protest used by political activists in some countries like India and Nepal.) Die Straße ist blockiert, wie lange es dauern wird, weiß keiner. Der junge Mann hat eine Idee: Hochzeitsbusse werden durchgelassen, eine Kapelle ist an Bord, es wird eine Hochzeit inszeniert. Das klappt – sehr interessant: wie massiv die Straßen blockiert werden, wie schnell die Demonstranten mit ganz dicken Steinen drohen. 

Die mobiltelefoniert entwickelten Geschichten bleiben ganz und gar nicht so heiter, wie die erste hoffen lässt: die Frau des jungen Mannes ist schwanger von ihrem Geliebten, die gespielte Braut hat zu Hause einen Freund, ist jetzt aber auf dem Weg zu ihrer mehr oder weniger ohne ihre Beteiligung arrangierten Verlobung, die Freundin des Busfahrers ist Sängerin in einem Club, hat eine kranke Tochter und braucht dringend das Geld, das er ihr schuldet ("Ich habe das Geld, ich komme"). Der gespielte Bräutigam ist schwul, hat sich mit seiner Familie entzweit und ist auf dem Weg zu seinem Chatbekannten, dessen Transgenderfreundin in Kathmandu schwer verletzt wird ("Kommst du?" – "Ja, ich komme")…

Am Ende ist es Nacht, die Kapelle, die gar nicht nach Kathmandu wolle, irrt an einer befahrenen Straße durch den strömenden Regen.  

Nach dem Film stehen auf der Bühne neben dem Regisseur Deepak Rauniyar Frauen in glitzernden Saris und Männer mit traditionellen Mützen und Jacket über dem traditionellen Anzug – auch das ist Berlinale. Der Regisseur erzählt, dass es der erste nepalesische Film auf der Berlinale sei (stimmt das?). Die Dialoge waren improvisiert, das Skript gab nur die Handlung vor. Auf Anfrage lässt er wissen, dass er eigentlich nichts gegen Happy Endings hat. 

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Kommentare

2 Antworten zu „Nepalesisches Roadmovie: Highway“

  1. Ulla

    Es gehen auch nicht alle der vielen (epd-Blog:“gefühlte 200″) Geschichten schlecht aus: zumindest für die verschwundene Braut und das am Krankenbett vereinte Paar gibt es meiner Meinung nach viele und nicht nur schlechte Optionen. Aber vielleicht waren es insgesamt doch ein paar dramatische Linien zu viel, man konnte leicht den Überblick verlieren. Trotzdem hat sich der Film absolut gelohnt, errichtet nach „Abenteuer Filmemachen“. Auch wenn es nicht der allererste nepalesische Film auf der Berlinale gewesen sein sollte!

  2. Ulla

    „Er riecht nach Abenteuer Filmemachen“ sollte der Satz heißen. (Mein Handy wollte schlauer sein als ich).

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