Parada

Lemun steht unter der Dusche, pfeift nationalistische Lieder aus
sechs Jahrzehnten, und die Kamera wandert derweil über die Tätowierungen
der Schlachtfelder, die seinen Körper zieren.So beginnt Parada,
die gefühlige Komödie aus Serbien. Dann schießt draußen jemand auf
Lemuns Mops und er entert mit gezückter Pistole eine Tierklinik, wirft seinen Liebling auf den Behandlungstisch. "Ist er tot, bist Du
tot" knurrt er dem moppeligen Tierarzt zu, der ein zitterndes Kaninchen
auf dem Arm hält. Nach getaner OP bricht der Tierarzt in Tränen aus
und es wird klar: das muss eine Tunte sein!

Das ist zwar nicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, aber
einer knallharten Geschäftsbeziehung (Stiernacken soll die Gay
Pride-Parade in Belgrad schützen und bekommt dafür eine Traumhochzeit arrangiert),
in deren Verlauf der Respekt der beteiligten Gruppen – schwullesbische
AktivistInnen, Ex-Soldaten und Gangster – vor einander steigt. Am Ende
geht die Sache zwar nicht gut aus, aber wir haben das Gefühl, dass "sich
Menschen ändern können" und dass Versöhnung möglich ist. Und bis dahin
haben wir wirklich sehr gelacht über jeden der Beteiligten über die vielen Klischees und
Slapstickeinlagen. Besonders toll: Perle, die resolute Perle des Films!

Vielen Kritierkern ist der Humor zu derb und zu einfach. Der Regisseur sagt, er habe den Film nicht für die Gay Community
gemacht, sondern für den durchschnittlichen Homophoben. Der Film ist
echtes Gefühlskino, und das ist o.k, ich habe gar
nichts dagegen, dass jemand hin und wieder auf meinen Gefühlen Klavier
spielt. Eine tolle Sache, ein sicherer Teddy- oder PPP-Kandidat. Und ins
Kino kommt der sicher auch noch.

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