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Tabu

Als ich jünger war, gab es mal so eine Mode, dass in Spielfilmen (besonders französischer oder deutscher Herkunft) die Schauspieler dazu angehalten wurden, ihren Text mit möglichst unbeteiligter Miene aufzusagen, als gehörten sie nicht dazu. Der Sinn sollte, glaube ich, sein, dass der Zuschauer bloß nicht zu sehr in den Film eintaucht und sich womöglich vergisst. Ich fand das extrem manieriert und habe diese Filme in den letzten Jahren nicht vermisst. Eigentlich hatte ich sie schon ganz vergessen.

Bis heute abend, da kam Tabu von Miguel Gomez, und alles war wieder da. Hingelockt hat mich der Verweis auf den Stummfilm und ein schönes schwarz-weiß-Bild von einem Krokodil. Aber es gab vorwiegend Figuren, die zu zusammenhanglosen Dialogen geradeaus guckten und Sätze sagten wie "Die Invasionen des Zweiten Weltkriegs haben dem Katholizismus oder eher dem Klerikalismus Auftrieb gegeben." Das Pulbikum um mich herum gackert vor lauter Hilflosigkeit über jede Andeutung noch des sparigsten Kindergartenwitzes als sei da vorne Luis de Funes am Werk. "Nostalgisch, leidenschaftlich, ironisch." kommentiert das das Programmheft. Einfallslos, künstlich, prätentiös sage ich dazu und gehe nach einer langen Stunde raus.

(Der zweite Teil des Films soll laut Programmheft in Farbe und ganz anders sein. Mag sein, Chance verpasst.)


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