unter menschen

nun, mein einziger film, für den ich keine karten bekam, war "elelwani", sehr schade! ich entschied mich aus zeitlich-organisatorischen gründen, "unter menschen" zu schauen, ein wenig besorgt ob der erwartung, hier mit übelsten tierversuchs-schockierungen überfrachtet zu werden, zumal ich schon im eingang einen flyer von einer tierschützerin in die hand bekam…

ich wurde postitiv überrascht, zwar begann der film mit affenlärm und dramatischer musik, entwickelte sich dann jedoch zu einer informativen aber in erster linie sehr einfühlsamen annäherung an das resozialisierungsprojekt auf "gut aiderbichl". ich war beeindruckt und leicht erschrocken über den ersten eindruck von den pflegerinnen: deutlich erkennbare affenähnliche (leicht hospitalisiserte) bewegungsmuster… ich verstehe sofort die synopsis im programm: "Sie sind ihnen emotional nahegekommen und gleichsam zu Mitgefangenen geworden." klar ist eine sehr innige bezogenheit zu den über jahre begleiteten schimpansen. gut eingefangen, die eigene zerrissenheit, da die betreuerinnen bereits im pharmakonzern immuno die in dunklen, engen käfigen gehaltenen versuchstiere für hiv und hepatitis-impfstoffe betreuten. es dauert eine weile, bis ich mich als zuschauerin darauf einlassen kann, dass die beiden sich zunächst an dem festhalten, was sie nun gutes tun für die tiere und mit viel freude von ihrer arbeit berichten. später zeigt sich dann aber an der betroffenheit und emotionalität der beiden mit dem fokus auf die laborzeit deutlich, daß es ein balance-akt gewesen sein muß, innerhalb des konzerns trotzdem auf der seite der affen zu stehen und denen innerhalb der grauenhaften umstände noch etwas zu geben. während der pr-erprobte, sehr auf die außenwirkung bedachte leiter von gut aiderbichl uns von den heldentaten der "wiedergutmachung" überzeugen will, positioniert sich die wärterin vorsichtig aber klar auf der gegenseite: "eine wiedergutmachung gibt es nicht, nach allem, was passiert ist". später erfahren wir vom filmemacher: der leiter von aiderbichel hatte aus sorge um die außenwirkung den pflegerinnen einen besuch der berlinale verboten! es ist schockierend, wie schnell die schwer traumatisierten affen schon wieder für medien und außenwirkung herhalten müssen. was sich alles an bestechung, korruption und illegalen geschäften hinter den kulissen abgespielt hat, erzählen und belegen uns mehrere tierschützer, die an dokumente gekommen sind, die das ganze übel auch noch dokumentieren. noch gibt es keine reaktionen vom pharmakonzern immuno, da der film ja erst premiere hatte. um ehrlich zu sein, ich hatte mehrfach tränen in den augen, als die schimpansen erstmalig das außengehege erkunden und frische luft schnuppern oder sich 2 schimpansen nach der isolierung in einzelkäfigen das erste mal begegnen und sich wohl über mehrere minuten umarmten und nicht mehr los ließen. über das zeigen der jetzigen resozialisierungs-erfolge wird deutlich, aus welchen katastrophalen umständen die affen kommen. meist wird man doch bei diesen themen reißerisch und provokativ mit schlimmen bildern überschüttet.

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