Der Anständige

Bildmaterial aus 85 Archiven in 11 Ländern wurde genutzt, um aus den Briefen, Tagebüchern und Aufzeichnungen von Heinrich Himmler den Dokumentarfilm Der Anständige zu machen. Das Material lag 30 Jahre bei einem Herrn unterm Bett in einem Koffer, bis es vor einigen Jahren bekannt wurde und die Regisseurin den Auftrag bekam "etwas Besonderes daraus zu machen". Es ist ein wie ich finde hervorragender Dokumentarfilm geworden, der einerseits die "Banalität des Bösen" zeigt, aber andererseits auch den früh und tief verankerten Rassismus/Antisemitismus, den Himmler und seine Frau Marga zusammenführte, und wie sich Monstrositäten mit der entsprechenden ideologischen Brille rationalisieren lassen. So kann Himmler problemlos "deutschen Anstand" im Angesicht von KZs und SS-Massakern proklamieren.

Klingt nicht sehr neu, aber das finde ich für dieses Thema auch eine ziemlich zynische Kategorie. Der Film hat die Figur klug nachgezeichnet, war handwerklich super, hervorragende Digitalisierungen, Schauspieler lesen die Briefe und nehmen ihnen dadurch des Hölzerne sonstiger Doku-Rekonstruktionen. Das stumme Filmmaterial wurde mit Geräuschen unterlegt, eine Technik, die mir bei "Through a lens darkly…" nicht gefallen hat, weil sie ziemlich plump daher kam. Hier ist die Tonspur sehr zurückhaltend, und unterstreicht dezent die Wirkung der Bilder.

Der sehr verhaltene Applaus hat mich gewundert. Ich fand den Film sehr gut.

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