Ieji – Homeland. Klar, so wird es kommen

Ein längst fälliger Film über die Nachwirkungen der Fukushima-Katastrophe auf die Menschen: Ieji – Homeland. Etwas langatmig und streckenweise nicht sehr zugänglich, aber in seiner Aussage eindeutig: Menschen wollen wieder in die derzeit noch gesperrten Bereiche von Fukushima ziehen. Und in einem dicht besiedelten Land kann und wird es auch gar nicht anders kommen. Nimmt man alleine die Bedeutung des Bodens für Bewohner einer grossen Insel, wird niemand sie daran hindern können und wollen.
Auch Tschernobyl wurde weiter bewohnt, fällt mir gleich wieder ein.

Der Regisseur ist sich unsicher, ob es als Statement oder Aufforderung verstanden werden wird, denn der Film wurde noch nicht vor Ort gezeigt. Wir erfahren nichts Genaueres über seine Absichten als ein mageres: damit das Alles nicht in Vergessenheit gerät. Ich vermute, dass mal wieder gilt: lost in translation.

Vorsicht, gleich gibt es einige Spoiler der kleinen Geschichte.

Die Geschichte ist die einer Familie, verschlungen (aber mit wenigen Bildern dazu) konstruiert. Sie waren alle Bauern, der Vater wollte als Politiker werden, mit der Forderung: wir liefern (mit unserem Kernkraftwerk) Strom für Tokyo, baut deshalb bei uns Fabriken. Ein Sohn verlässt die Familie unter einem Vorwand, und kehrt erst zurück nach der (aus meiner Sicht in einem Erdbeben-Land, menschengemachten) Katastrophe zurück in das Haus. Mit dem anderen Sohn und der Mutter gibt es ein Wiedersehen, und schliesslich nimmt der zurückgekehrte Sohn seine Mutter mit in das Haus (wohin er sie auf dem Rücken über einen Waldweg trägt). Sie legen ein neues Reisfeld an, die Polizisten sehen das, verstehen und ziehen sich zurück. Das ist schon die ganze Geschichte, wir erfahren noch von Jemand aus der Schulzeit, sehen vormals werbende Spruchbändern zur Kernkraft, von Selbstmorden und von Vorurteilen, die es gegenüber Menschen aus dieser verstrahlten Region in Japan gibt. Letzteres scheint ein ganz reales Problem zu sein.

Das Alles muss in einem fatalistischen Überwinden der Ängste und Gefahren münden, und klar, so wird es kommen.

Aus interkultureller Sicht ist es interessant, dass nicht thematisiert wird, warum eine Technik so fahrlässig schlecht geplant, ausgeführt und benutzt worden ist, geschweige denn wie viel Grössenwahl man haben muss, um so etwas überhaupt zu betreiben. Einem Nachbarn ein Reisfeld trockengelegt zu haben, ist ein viel grösseres Thema mit einer vermeintlich lebenslangen (Selbst-) Verbannung. Auch gibt es keinen Hauch einer Kritik an der politischen Klasse in Japan. Selbst der Vater, der Politiker werden wollte, ist an der Sache mit dem Reisfeld gescheitert (durch einen seiner Söhne verursacht), weshalb er nicht gewählt worden ist (und darauf verstarb).
Und schliesslich muss die Mutter am Ende noch als Beispiel dafür herhalten, dass ältere Menschen die Katastrophe auch vergessen oder nicht ganz mitbekommen haben könnten.

Ich hätte mir etwas Anderes gewünscht, einen Ausblick auf eine selbstbewusste, neu entstehende Generation. Aber so verschieden tickt die Welt nun mal.

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