The Airstrip – Aufbruch der Moderne, Teil III

am selben Tag ein zweiter Film der unentschieden zwischen dokumentarischer und erzählerischer Form ist: The Airstrip – Aufbruch der Moderne, Teil III.
Habe die beiden ersten Teile nicht gesehen, trotzdem fühlt man sich gleich in den grossen, ruhigen Bildern zuhause, die wie Standbilder bestimmte Architektursituationen und den Originalton im Moment der Aufnahme einfangen. Es war ein inhaltlicher Zusammenhang zwischen den dargestellten Bauwerken auf verschiedenen Kontinenten angekündigt worden, vielleicht weil es der Abschluss von vielen Filmen in der gleichen Bildgestaltungsart ist.
So nicht, Herr Emigholz! möchte man rufen, als der belehrende Text nach kurzer Zeit zu erkennen gibt, dass hier jemand gegen seine Bilder arbeitet.

Es sind tolle Bilder, wie die besten Dias von mehreren Reisen. Das Kaufhaus in Görlitz (in dem der Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale gedreht worden ist), ein selten verschwenderischer Umgang mit Raum, oder das grosse Warenhaus in Buenos Aires, in dessen Inneren Schiffsschaukel und Riesenrad Platz haben. Gesetzt nach Bildern aus dem Pantheon und vor Moderner Wegwerfarchitektur. Schön, dass man in diesem Film wirklich Zeit hat, sich in den Bildern umzuschauen, wozu auch beigetragen hat, dass der Film im IMAX gezeigt wurde.

Die Botschaft ist klar: die feudalen Herrschaften haben zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Krieg vom Zaun gebrochen, der grosse architektonische Spuren hinterlassen oder provoziert hat, die ohne den Krieg nicht entstanden wären.

Dann hat sich Herr Emigholz aber darauf kapriziert, die Unsäglichkeiten des zweiten Weltkrieges aus der gleichen Perspektive zu sehen. Und er scheitert daran, und wie es sich für einen Alt68er gehört, tut er es gewaltig.

Auf der Spur der Atombombenabwürfe der Amerikaner stösst er auf die Inseln, von denen aus die Bomber gestartet sind, und filmt die kleinen Monumente an der Stelle derer Lagerung. Er versteigt sich darin, der Geschichtsklitterung der Amerikaner zu folgen, nach der die Bomben vor allem das Leid der amerikanischen Soldaten beenden sollten. Und er zeigt auch Bilder von seitdem vom „Urwald zurückeroberten Gebäuden“, so als wäre nicht etwas Unentschuldbares geschehen, dass die Welt mehr verändert hat als alle militärischen Aktionen davor. Aber das zu zeigen, was im kalten Krieg entstanden ist, oder wie Amerika die Vollendung zu einem kapitalistisch totalitären Staat genommen hat, ist ausserhalb von Emigholzens Betrachtung.

Es ist seltsam, dabei zuzuschauen, wie eine formale Idee der ruhigen Bilder, die für sich alleine sprechen könnten, durch einen Wechsel zu bewegten Bildern mit eingesetzten Film-im-Film Szenen (von denen einige Selbstzitate zu sein scheinen) die Kraft verliert, und damit genauso beliebig wird, wie die seelenlose Architektur der Nachmoderne es ist.

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