Vulva 3.0

Hier war ich aber wach! Vulva 3.0 ist eine Doku über die weiblichen Genitalien. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich mit Mitte 20 mal einen Vormittag lang im FFGZ (Feministischen Frauen Gesundheits Zentrum – oder so ähnlich) irgendwo in Schöneberg Fotos von Mösen angeschaut habe. Das war über die Maßen beunruhigend.

Der Film zeigt tapfer auch ein paar Mösen-Fotos, aber auch diverse Plastik-, Plüsch-, Schaumstoff- und sonstige Mösen, Kupferstiche und mösenzeigende Figuren an Kirchen.

Das Organ wird von vielen Seiten beleuchtet, vor allem unter der
Frage, was eine "normale" Möse ist. Während sie nämlich bis von 15
Jahren praktisch unsichtbar war (im Dunkeln und unter Schamhaar
verborgen), ist praktisch zeitgleich mit ihrer Freilegung der Wunsch
nach Begradigung und "Normalisierung" entstanden: die Zahl der
kosmetischen Intim-OPs (insbesondere Schamlippenverkleinerung) hat sich
in der Zeit vervielfacht. Am Ende beobachten wir einen
Mediziner-Kongress dabei, wie er live bei einer solchen OP zuschaut. Das
war aber langweilig und hätte viel kürzer sein müssen.

Ansonsten war der Film überhaupt nicht langweilig, und auch nicht
betroffenheitsselig oder peinlich-esoterisch, sondern ganz prima.  Und
er fuhr auch einige Heldinnen der pro-Sex-Bewegung auf, z.B. Claudia
Gehrke und Laura Merritt. Aber genau das finde ich nun auch ein bisschen
bedenklich. Diese Frauen sind seit mehr als 25 Jahren dabei und
teiweise weit über 50. Die Filmemacherinnen auch. Die Mösen-Bücher, die
sie im Film zeigen, sind 50 Jahre alt. Ist das Thema eins der
Ü-50-Generation? Ist es für U-50 (oder womöglich U-30-jährige) keins,
oder wird es ganz anders verhandelt? Und wo? Haben die Filmemacherinnen
niemand U-30 gefunden – oder haben sie nicht gesucht?

Im Publikum waren jedenfalls viele junge Frauen, und auch Männer. Und
meine frühere Kollegin Nina hat während ihrer Zeit im Grimm-Zentrum die
Dreharbeiten dort unterstützt und wird im Abspann genannt. Das finde
ich super.

Ach ja, das mit der 3.0 ist, glaube ich, ein Marketinggag.

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