Wenn das Wasser steigt – Nuoc 2030

In Nuoc 2030 steht das Mekongdelta längst unter Wasser, am Horizont gibt es auf der einen Seite grüne Hügel, auf der anderen die Skyline eines futuristischen Saigon. Sao lebt mit ihrem Mann Thi in einem Haus auf sehr hohen Stelzen oberhalb des ehemaligen Lands von This Familie. Sie haben ein Boot – in der Form genau wie die langen, schmalen Boote, die heute im Mekongdelta rumtuckern, nur nicht mehr aus Holz, aber immer noch benzinbetrieben. Auch andere ehemalige Bauern leben oberhalb ihrer Äcker, und wenn andere dort fischen wollen, kommt es zu Streit. Im Wasser stehen Schilder „Land zu verkaufen“ – sieht paradox aus, aber anscheinend sind die großen Konzerne, die die schwimmenden Farmen betreiben, interessiert.

Seltsam wirkt, dass der Alltag fast genauso aussieht, wie in heutigen Filmen über Südostasien. Einfaches Leben, kochen am kleinen Kocher, die Bilder ähneln sich – so viel ändert sich halt nicht in nicht einmal zwanzig Jahren. Aber dann eben doch: Gemüse wächst nur noch in ein paar Kästen auf der Plattform, die „richtigen“ Zutaten – Koriander – für leckeres Essen sind kaum zu bekommen. Thi badet im Meer, als er die Stufen heraufkommt, muss er sich erstmal waschen – das Meerwasser ist gesundheitsschädlich, sauberes Wasser knapp. Sao droht im Scherz, wenn Thi in die Tonne steigt, macht sie morgen früh Kaffee damit. Nach einem Sturm ist der Meeresspiegel noch weiter gestiegen, und vom Stelzenhaus ist nur noch das Dach zu sehen,

Thi wird ermordet – es heißt, er hätte versucht, in die schwimmende Gemüsefabrik einzudringen, sei erwischt worden und ertrunken. Sao glaubt es nicht, und will herausfinden, was wirklich war. Sie erfährt, dass der Leiter der Fabrik ihr ehemaliger Geliebter Giang ist – der vor Jahren ein Forschungsprojekt in ihrer Gegend hatte, bei dem er Algen erforschte, die in Süß- und Salzwasser überleben können.

Der Film mischt munter verschiedene Genres, am Ende entscheidet er sich fürs Poetische. Das ist ein bisschen verwirrend, denn es werden vorher ganz handfeste Themen angesprochen: der steigende Meeresspiegel, die Verarmung der Betroffenen, die schwieriger werdende Ernährungslage, die Risiken der Gentechnologie – aber eigentlich ist es dann doch eine Liebesgeschichte, die fast zufällig in einem nur wenig futuristischen, aber umso erschreckenderen Setting spielt.

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