Zeitlupe…

…wirkt wie Zeitraffer, wenn man sie mit den Bewegungen des (gespielten) Mönchs in Xi You vergleicht, der durch eine eruropäische Stadt läuft (Marseille, sagt das Programmheft). Ich habe mitgezählt: ein einziger Schritt dauerte ca. 20-30 Sekunden (!) Und das ohne technische Hilfsmittel! Es muss unglaublich anstrengend sein und extreme Konzentration verlangen. Eine große Kunst. Es geht eine unheimliche Faszination davon aus, dass hier etwas so langsam und intensiv passiert, dass es nur merkt, wer selbst stehenbleibt und ganz genau hinschaut. Für langsame Leute (wie mich) ein große Befriedigung! Die Un-Gleichzeitigkeit ziwschen den vorbeigehenden Passanten (nur wenige werden aufmerksam) und den Bewegungen des Protagonisten versieht ohne ein einziges Wort das ständige Wimmeln, Kümmern und Eilen mit einem dicken Fragezeichen.

Davor und dazwischen gab es noch eine gefühlt 30-minütige Einstellung auf das Gesicht des Schauspielers Denis Lavant, der in der gesamten Zeit höchstens dreimal blinzelt. Das hätte wegen mir nicht sein müssen, fand ich ein bisschen eitel.

Und ehrlicher Weise darf ich natürlich nicht verschweigen, dass ich auch in diesem Film wieder über beträchtliche Strecken gehijacked wurde. Textaufgabe: Ein Mönch bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von zwei Schritten pro Minute vorwärts. Ulla nickt ein. Als sie wieder zu sich kommt, hat der Mönch 10 Meter zurückgelegt. Wie lang war Ulla weg?

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Kommentare

Eine Antwort zu „Zeitlupe…“

  1. Micha

    Die Textaufgabe ist süß! Aber mir wurden gelegentlich auch mal die Augendeckel schwer, da finde ich es sehr schön und passend, dass du fürs Einnicken im Kino jetzt ein extra Verb geprägt hast.

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