Il gesto delle mani

Il gesto delle mani ein Film über ein Bronzegiesserei in  Mailand, in der Alles von Hand gemacht wird. Das klang nicht nur so, das musste was für mich sein, und das war es auch. Der Film hat auch schon einen Fipresci-Preis bekommen, wie vor der Vorführung bekannt gegeben wurde.

Eigentlich ist es einfach erzählt: eine Skulptur wird aus Wachs geformt bzw. aufgebaut, und ihre Teile werden mit Kanälen aus leicht schmelzenden Materialen verbunden. Alles zusammen wird dann von Hand mit einer tonartigen Masse überformt und verfüllt, in Lehm eingehüllt und schliesslich mit Bronze ausgegossen. Diese Technik ist seit tausenden von Jahren bekannt und wurde nahezu unverändert von Generation zu Generation weitergegeben. Die Konzentration der auf die Vorstellung des nur einmal stattfindenden, unumkehrbaren und nicht zu testenden Prozesses hat eine magische Kraft. Ebenso der Moment des Bronzegusses und des Aufbrechens der sogenannten verlorenen Schalung. Die bangen Minuten gehen über das Freispülen des gegossenen Stückes und das Befreien von den Gusskanälen (jetzt auch aus Bronze), die den Blick auf das eigentliche Objekt noch verbergen.

Der Film ist geschickt gemacht, er dokumentiert nicht nur die Herstellung einer zeitgenössischen Hundeskulptur, sondern setzt auch vierzig Jahre alte Filmaufnahmen aus dem Firmenarchiv zum Vergleich daneben, es gibt keine sichtbaren Unterschiede in den Abläufen. Während ich Anfangs vermutete, dass die Hundeskulptur vermutlich perfektionistisch vorbereitet wird, und sie nach dem Guss nur geringfügig überarbeitet werden würde, wie die Gusskanäle zu entfernen und noch etwas zu polieren, wurde mir danach klargemacht, dass es diese Firma ja schon länger als vierzig Jahre gibt. Und so wurden zwei der die vier Pfoten des Hundes nicht in situ gegossen, sondern an anderen Stellen des Hundekörpers. Sie wurden nachträglich an die richtigen Stellen geschweisst, und es wurde wie an einer Autokarosserie poliert. Am Ende bekam der Hund noch ein lederhaftes Finish und sieht jetzt prima aus, und  steht übrigens neben weiteren Hundeskulpturen des selben (?) Künstlers.

Den Filmemacher Francesco Clerici hat Andrei Tarkowskys Film Andrej Rubljow beeindruckt, in dem jemand (bei seinem Leben) eine (klingende) Glocke giessen muss und irgendwann der Moment kommt, wo sich zeigen wird, ob sie klingt oder nicht. Die Beschäftigung mit diesem Thema hat ihn zum historisch überlieferten Bronzeguss nach Mailand gebracht.

Ein wunderbarer Film über das Vertrauen des Menschen in sich selbst, in überlieferte, gesammelte, gemeinsame Erkenntnisse. Wir sehen, wie hier Kunst Sinn schafft.

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