„Taxi“: eine Nachricht an alle Schaumschläger

Taxi ist ein toller Film. Natürlich wird er auch dadurch toll, dass man die Geschicht dahinter kennt, vom Filmemacher, der laut Zensorenbehörde eigentlich gar keine Filme mehr machen darf, aber nicht anders kann und nicht nachgeben will und jetzt eben einen Film in einer Art erweitertem Hausarrest, also in seinem Auto dreht.

Aber die eigentliche Größe des Films hat damit nichts zu tun. Sie besteht darin, dass er diese unerträgliche Situation in eine einfache und geniale Filmidee umdreht und damit den Zensoren eine lange Nase dreht. Darin, dass es in dem ganzen Elend trotzdem ein heiterer Film geworden ist und Herr Panahi sich irgendwie den Humor bewahrt hat. Dass er es stur, stoisch und freundlich immer noch schafft, zu tun, was sein muss, und es nicht bitter zu tun, sondern sich dabei immer noch für die Probleme anderer Leute zu interessieren. Darin, dass man ganz viel lernt in dem Film und dabei noch was zu lachen hat, auch wenn es einem – besonders gegen Ende –  im Hals stecken bleibt.

Das ist wahre Größe, und ich hoffe, sie bekommt einen Bären.

An alle Filmemacher: wer behauptet, man bräuchte Drama, Provokation und expressive Effekte  um einen wirkungsvollen (politischen) Film zu machen: Alles Quark. Hier ist der Beweis: man braucht eine gute Idee, Interesse an Menschen, Durchhaltevermögen, gute Freunde und ein Auto.

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Kommentare

2 Antworten zu „„Taxi“: eine Nachricht an alle Schaumschläger“

  1. stefan

    Stimmt, Herr Panahi hat sich viel Humor bewahrt, um diesen Film zu machen. Er macht sich über die iranische Filmbehörde bis in den Abspann lustig. Besonders genial ist, dass seine Nichte Hana im Film mitspielt, sie steigt irgendwann auch ins Taxi und erzählt glaubhaft, was ihr in der Schule über „zeigbare“ Filme beigebracht wurde, in denen persische Personen mit Bart und islamische ohne Kravatte oder umgekehrt gezeigt werden sollen, jedenfalls gut und böse sauber getrennt. Sie filmt auch gerne und ständig mit einem kleinen Fotoapparat und ist prima vorlaut, wie Kinder das eben sind. So ganz versteht sie noch nicht, von welcher dunklen Vergangenheit und Realität die Erwachsenen da sprechen, sie steckt im beginnenden Konflikt zwischen Eltern- und Schulautorität. Um genau sie konnte heute für ihren Onkel den goldenen Bären entgegennehmen, für einem Film, in dem sie mitgewirkt hat, mit Aussagen, die sie vermutlich in ein paar Jahren erst im vollen Ausmaß verstehen wird.

  2. ulla

    Ja, ich habe mich wirklich sehr gefreut, dass der Fillm den Preis bekommen hat. Und zwar aus ästhetischen, nicht aus politischen Gründen!

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