WEEKENDS – Chorfilm aus Korea

WEEKENDS von Lee Dong-ha porträtiert den ersten südkoreanischen schwulen Chor G-Voice. Beinahe hätte ich mich von Uta noch vom rechten Weg abbringen lassen, weil das, was sie über die iranischen Mädchen schrieb, sehr spannend klang. Aber dann bin ich zum Glück doch mit dem bereits gekauften Ticket ins Kino gegangen, und das war eine sehr gute Entscheidung.

Lee Dong-ha war früher selbst Mitglied bei G-Voice (die Website ist nur koreanisch, Google-Translate macht genau nix), kennt den Chor also sehr genau. Der Film beginnt mit einer unglaublich schlechten Probe, die Sänger sind ziemlich selbstkritisch („we’ve practising for so long and still suck“), und die Zuschauerin wird erfolgreich in die Irre geleitet. Die können nämlich sehr wohl singen, und zwar Lieder ihres Chorleiters, der ihr Leben in Lyrics und Noten fasst. Das ist stellenweise sehr ergreifend, und ich war quasi ständig zu Tränen gerührt. Allerdings nicht nur vom schönen Gesang, denn was im Film auch viel Raum einnimmt: einer sexuellen Minderheit anzugehören, ist in Korea nicht leicht. Die Sänger erzählen aus ihrem Leben, von ihren Beziehungen, aber oft auch, dass ihre Eltern nicht wüssten, dass sie schwul sind, einer, dass seine Mutter verlangt, dass er es wenigstens geheim hält. Es sind einfach nur Aufnahmen von den Gesichtern, und sie machen sichtbar, wie sehr die durchweg jungen Männer unter Ablehnung leiden.

Dann sind da noch die Aktionen der sogenannten Homophoben: Gegendemos gegen die Gaypride-Parade: unglaublich, da wedeln mittelalte, ganz normal aussehende Leute mit Korea-Fähnchen, halten Plakate mit pseudochristlichen Parolen hoch und blockieren den LGBT-Umzug. Eine Frau schreit aus vollem Hals, wieder und wieder „Sterbt!“ Bei einem Auftritt auf der ersten schwulen Hochzeit in Korea wird der Chor von einem 50-jährigen christlichen Fundamentalisten mit einem Eimer Fäkalien angegriffen. Ich war ernsthaft schockiert über so viel Hass. Und dann sagt einer der Jungs, er sei eigentlich froh, dass es keine gefährliche Chemikalie war.

Andererseits zeigt Lee Bilder der Solidarität bei Auftritten von G-Voice nach dem Fährunglück 2014 und bei Strommastbesetzungen aus Protest gegen Massenentlassungen. Der Metallarbeiter-Chor singt danach im Austausch zu Gast bei G-Voice.

Es ist gar nicht so leicht, auf Youtube etwas von G-Voice zu finden, schaut am besten auch mal den Filmausschnitt im Berlinale-Programm an. Das hier ist von einem Auftritt in Taibei 2015.

Ach ja, und dann gab es noch ein sehr reizendes Filmtier: eine weiße Katze im Haushalt eines der Chormitglieder, die einige ganz besonders niedliche Auftritte hat.

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Kommentare

Eine Antwort zu „WEEKENDS – Chorfilm aus Korea“

  1. maxuta

    Immerhin guckt eine von uns nen Chorfilm – ich habe vier im diesjährigen Programm der Berlinale gezählt! Und schon ein wenig Blues, diese Chance nicht genutzt zu haben… beim iranischen Film hoffe ich auf eine zweite Chance für Dich, liebe Micha. und werweiss, vielleicht gibt’s ja auch für die Chorfilme noch Hoffnung 🙂

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