Das mit dem Male Gaze ist ja nicht ganz neu: dass Hollywood mit männlichem Blick Frauen objektifiziert und sexualisiert. Wenn an über hundert Filmschnipseln demonstriert wird, wie das genau funktioniert, kann einer schon ganz anders werden. Vor allem, wenn Filme dabei sind, die mir „damals“ gut gefallen haben.
Dazwischen werden viele Expertinnen interviewt, die klar machen, dass die Repräsentation im Film weit über Hollywood hinausreicht. Es geht um das Dreieck aus Filmsprache, extreme Überrepräsentation von heterosexuellen Männern und sexuelle Gewalt in der Filmbranche. Aber auch, was es für gesellschaftliche Auswirkungen hat, wenn die Kultur, die uns umgibt, diese Machtverhältnisse zementiert. Die Kombination aus den Filmausschnitten und all diesen klugen Frauen ist sehr beeindruckend. Gut gefallen hat mir, dass das als Film funktioniert. Der tut einerseits was für die Weiterbildung, verleiht aber auch einem Unwohlsein beim Filme schauen treffende Worte.
Da dies die Weltpremiere von Brainwashed: Sex-Camera-Power war, war die Regisseurin Nina Menkes mit Filmteam anwesend. Es gab im Anschluss an die Vortellung sogar eine Runde Q&A. Die entlarvendste Frage aus dem Publikum kam von einem „Film Scholar“ (Selbstauskunft), der den Film lobte, aber fragte, ob der Male Gaze denn noch verwendet werden dürfte, wenn er sich im Film selbst reflektiere. Die Antwort: es ist immer noch toxische Bildsprache, und immer noch eine Entscheidung dafür, diese zu gebrauchen. Das Filmteam legte Wert darauf, dass sie natürlich nicht die Sexpolizei seien, aber vielleicht wäre die Frage interessanter, wie die Darstellung von Körpern und Sex weiter entwickelt werden kann, ohne sich für die immer gleichen Muster auf Ironie rauszureden.