Sira

Das war bisher mit Abstand mein stärkster Film – unbedingt hingehen, wenn es noch die Möglichkeit gibt. (Habe sogar beim Publikumspreis ein bisschen geschummelt und zwei Zettel abgegeben).  Im Gegensatz zu The Bride und Al Murqahoon

(Filmteam: die Dame im grünen Hut ist die Regisseurin Apolline Traoré, rechts daneben Nafissatou Cissé (Sira))

ist dies ein Film, der weniger dokumentarisch bzw. minimalistisch gestaltet ist, sondern ein dramatischer Spielfilm mit aufwändiger Bildgestaltung. Er kommt aus Burkina Faso und es geht um die junge Frau Sira, deren Familie auf dem Weg zu ihrer Hochzeit von Terroristen überfallen wird, es gibt ein Blutbad, Entführung, Vergewaltigung. Danach nimmt die Geschichte Wendungen, die sich niemand ausgedacht haben kann; die Regisseurin hat ihr Material in einem Lager für Geflüchtete gesammelt. Es passieren schreckliche Dinge, gleichzeitig ist der Film spannend wie ein Thriller und am Ende auch ein bisschen hoffnungsvoll. Alle Personen – auch die Bösen – werden recht differenziert dargestellt. Wirklich ein toller Film! Er soll den Preis kriegen und ins Kino kommen.

Was hier und auch bei Aatmapamphlet auffiel: deutsche Fragerinnen, die es mit ihren Fragen darauf anlegen, dass die Filmemacher doch bitte zugeben sollen, dass der Film manches positiver oder hoffnungsvoller darstellt als es  „in Wirklichkeit“ sei.   Sehr unangenehm.

Beitrag veröffentlicht

in

,

von

Kommentare

4 Antworten zu „Sira“

  1. Das hat geklappt! Sira hat den Panorama Publikumspreis gewonnen!

  2. Ulla

    Sehr schön, hurra!

  3. maxuta

    Danke für die Würdigung, der ich mich voll und ganz anschliesse – auf die aktive Publikumspreis-Förderung wär ich mal wieder nicht gekommen…

    Der Film ist ganz großes Kino in meinen Augen und die Regisseurin hat den Mut zur ganz großen Geste – absolut melodramatisch und zeitgleich ganz differenziert im Umgang mit Klischees: starke Frauen im Mittelpunkt, ohne eine Idealisierung von Frau- oder Mutter-Bildern oder Ausstellen von Exotik… sondern hinweisend auf das, was menschliche Stärke und menschliches Miteinander ausmacht.
    Eine Weile dauerte es, bis ich verstand, woran mich der Film erinnerte: die Filmemacherin studierte Vorbilder wie ‚Casablanca‘ ‚Mata Hari‘ ‚Doktor Schiwago‘ furchtlos.
    So war auch ihr Auftritt bei der Film-Vorstellung im ZooPalast: ein Königinnen-gleiches Outfit (https://www.berlinale.de/de/2023/programm/202304143.html#gallery_gallery-festival-photos-2), alle Hauptdarsteller:Innen in kunstvollen extrem ästhetischen mutigen Gewändern – siehe Fotos davor und danach. Und eine Präsenz und ein Lachen, mit der/dem sie innerhalb von Milli-Sekunden den ganzen Saal ‚hatte‘!
    Unbedingt sehenswert!

  4. maxuta

    PS: Auf der in der Besprechung oben verlinkten Film-Seite gibt es noch ein sehenswertes 5-Minuten-Video mit der Filmemacherin, die die politische Grundierung des Film vorstellt – guter Teaser!

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner