Schultze gets the blues

Die Vorschau von Schultze gets the blues war so interessant, dass ich den Film unbedingt sehen wollte. Zu sehen gab’s auch was: Die Ödnis der Provinz vor allem, egal ob nun sachsen-anhaltinische oder us-amerikanische – im Film ist es praktisch überall gleich trostlos. Das war aber sehr fotografisch und wenig filmisch dargestellt. Es gab großartige Bilder: der Schrebergarten direkt vor der Abraumhalde z.B., aber alles sehr statisch.

So auch die Geschichte: das in der Werbung („ein leidenschaftliches Plädoyer für ein Leben vor dem Tod“) beschworene Leben setzt sich aus durchaus absurden und dadurch sehenswerten Einzelbildern zusammen, deren Geschichte aber nicht so recht in Fluss kommt. Das liegt daran, dass sperrige und gewollt wirkende Stellen – wie die mit dem Umdrehen von Vaters Porträt – es verhindern. Und: Vielleicht versteht das nicht jede, die nicht in ihrer Jugend eine Zeitlang mäßig begabtes Mitglied eines Blasmusikvereins war: dieser Film hatte für mich einen der quälendsten Soundtracks dieses Jahres: Blasmusik, die unmittelbar körperliches Unwohlsein auslöst, schräg-scheußlicher Gesang eines Provinzchors durch alle drei Strophen und selbst die Louisiana-Musik, die vermutlich die leidenschaftliche Lebenslust ausdrücken sollte, ist fast nur mit der einzigen Phrase vertreten, die Schultzes Musikgeschmack so nachhaltig beeinflusst hat. Ehrlich: über die vielen im Abspann genannten Musikstücke war ich total überrascht, und danach blieb mir dieser Ohrwurm, was vielleicht noch ein Glück war, es hätte ja auch die Polka oder „Kein schöner Land“ hängen bleiben können.

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