Redentor

Eröffnungsfilm des Panorama im Cinemaxx 7 ist Redentor, ein Film, an dem die ganze Familie mitgewirkt hat: Regisseur Claudio Torres ist der Sohn von Fernanda Montenegro, die vorletztes Jahr die großartige Hauptrolle in O Outro Lado da Rua spielte und hier die Mutter der Hauptfigur Célio gibt. Sein Vater spielt den Vater von Célio und seine Schwester hat am Skript mitgeschrieben. Die Geschichte – laut Regisseur eine über Ungerechtigkeit in einem ungerechten Land – ist wüst, stellenweise ziemlich pathetisch, aber auch ausreichend absurd, um einen guten Berlinale-Auftakt zu bilden.

Ein Bauunternehmer springt aus dem Fenster eines Hochhauses, sein Sohn Otávio bleibt auf einem Riesenberg Schulden zurück. Er nimmt Kontakt zu seinem Kindheitsfreund Célio auf, der Journalist ist. Dieser bzw. dessen Vater gehört zu den von Otávios Vater Geschädigten, denn er hat eine Wohnung in einem Wohnblock gekauft, die er nie beziehen konnte. Dummerweise wurde der Wohnblock bei der Nachricht vom Tod des Unternehmers von den ebenfalls nie für ihre Arbeit bezahlten Bauarbeitern der benachbarten Armensiedlung besetzt. Räumung ist kurz vor der Wahl nicht opportun, denn leider dürfen auch die Armen wählen. Célio schwankt zwischen der Wut auf Otávio und dem Bedürfnis ihn durch einen Artikel fertig zu machen und der Hoffnung, die Wohnung doch noch zu bekommen, wenn er mit ihm kooperiert. Da sich in diesem Film alle immer für den eigenen Vorteil entscheiden, stimmt er der Kooperation zu und schreibt einen diffamierenden Artikel über die Besetzer – daraufhin kann die Polizei räumen. Dummerweise hat sich der Vater inzwischen mit den Besetzern seiner Wohnung arrangiert und die Mädchenkammer bezogen. Der gewaltsame Polizeieinsatz verursacht einen Herzinfarkt, so dass er – wie immer geträumt – im Appartment 808 stirbt.

Célio quält sein schlechtes Gewissen – Gott erscheint ihm in Gestalt der großen Redentor-Figur bei Donner und Blitz und mit dröhnender Stimme und erteilt ihm den Auftrag, Otávio dazu zu bringen, seinen verbliebenen Reichtum an die Armen zu verteilen. Von da an wirds richtig wüst mit Knastkarriere, Blitzschlag und anschließender Totenerweckung, Ausbruch durch die Kanalisation, Kidnapping und dem Plan, Otavios Reichtum – zumindest teilweise – unter die Leute zu bringen. Was sehr schön gezeigt wird: alle sind und bleiben stets korrupt, dagegen hilft auch keine göttliche Mission, denn, wie Otávio mehrfach sagt: es ist einfach nie genug Geld für alle da.

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