Rausgegangen

Bin gespannt, ob sich morgen irgendwo eine Besprechung zu Jagadangchak: shidae jeongshin… findet. Im Tip-Heftchen steht was von „greller Politsatire“, ich hoffe, dass koreanisches Publikum das besser versteht als ich.

Der erste Teil, bei dem Vater, Mutter, Tochter am Tisch sitzen und essen wollen, war durch penetrantes Overacting und blöde Sitcom-Applaus- und Missfallensgeräusche zwar etwas anstrengend, aber dass die Tochter mit ihren wüsten Verschwörungstheorien den Vater an die Wand argumentiert, was die eingeschüchterte Mutter richtig Klasse findet, hätte ich ja noch durchgehen lassen. Auch wenn es einfach nur nervt, wenn sie dann von ihrem Gatten gleich wieder klein gebrüllt wird.

Dann kommt aber unvermittelt Teil zwei mit der großen Plastikpuppe, die wohl das Polizeimaskottchen Südkoreas ist (sagt das Forumsheft). Deren Rumpf steht auf einem Brett mit Rollen, sie versucht, sich Beine zu bauen, wird daran aber von Ratten, die wie zu groß geratene Wollmäuse (ja, ich meine die unter’m Sofa) aussehen, gehindert, weil die die Beine immer anknabbern. Die Rattenbekämpfung ist vor allem laut, die Nachbarn sind gestört, werden aber mit dem Schlauch weggespritzt, der Kammerjäger endet erst gefesselt in der Badewanne und hat später einen Schraubenzieher im Kopf. Das Maskottchen wartet auf E-Mail vom Vater, die aber nicht kommt, jedenfalls nicht in der ersten halben Stunde (länger haben wir nicht ausgehalten).

Mag ja sein, dass die südkoreanische Polizei sich in desolatem Zustand befindet, sozusagen keine Beine und keine Chance im Kampf gegen das Verbrechen hat und gleichzeitig der Bevölkerung auf die Nerven geht. Mir war’s zu laut und überhaupt nicht interessant anzugucken. Das Publikum lief in Scharen raus, und als wir selber gingen, wunderte ich mich vor allem, dass noch so viele saßen.

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Kommentare

2 Antworten zu „Rausgegangen“

  1. Ulla

    Also ehrlich, Micha, dieses Jahr hast Du Dir aber auch ein paar Filme ausgesucht, in die ich nach der Beschreibung nicht für viel Geld reingegangen wäre: Qualunqemente! The Devil’s Double! Und nun dieses unaussprechliche Werk – das klang doch alles schon so grässlich… Vielleicht sind Komödien besonders gefährdet, in die Hose zu gehen? Humor ist ja schon eine schwierige und ernste Sache, und skurriler Humor besonders…

    1. micha

      Oh ja, das hast du schön gesagt! Ich hätte mal lieber gleich auf dich hören sollen…

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