Der gelbe Film

Der gelbe Film heißt eigentlich Die 727 Tage ohne Karamo und handelt von den Schwierigkeiten und Schikanen, die in Österreich auf binationale Paare zukommen, d.h. auf Paare, bei denen ein/e Partner/in nicht aus einem EU-Land stammt. Vor der Hochzeit: kafkaeske Dokumentenfallen und eine Deutschprüfung, bevor man überhaupt den Fuß auf österreichischen Boden setzen darf. Nach der Hochzeit: Gesetze, die sich ständig verändern und damit völlig unberechenbar sind, permanenter Nachweis- und Einkommensdruck (denn einen Ehepartner ausländischer Staatsbürgerschaft darf in Österreich nur haben, wer mehr als 1.200 Euro im Monat (netto) verdient) bis hin zu langwierigen und aufwändigen Sprachkursen, die natürlich selbst zu bezahlen sind und bei deren Misserfolg die Ausweisung droht – verheiratet oder nicht. Das ist fürchterlich und frustrierend und viele Partnerschaften überstehen es nicht.

Der Film beschreibt diese Strukturen, indem er viele Paare in dieser Situation erzählen lässt. Die sanfte und sympathische Regisseurin bemerkte, das sei Absicht, damit man über das Problem wütend wird und sich nicht an einzelne Personen hängt. Das hat sie sehr gut hingekriegt, finde ich, wie auch schon in ihrem anderen sehr schönen Film "Kurz davon ist es passiert" (Original-Beschreibung leider weg).

Noch mehr Entfremdung gibt es u.a. dadurch, dass in dem Film durchgehend alle möglichen Dinge Gelb sind (und zwar nicht eingefärbt gelb, sondern emsig gelb zusammengetragen): gelbe Klamotten, gelbe Spielsachen, gelbe Wände, gelbe Sofakissen, gelbe Bücher, gelbe Schuhe… Die gelbe Farbe soll einerseits einen "gelben Faden" (Programmheft) zwischen den Protagonisten herstellen und andererseits auch ihre Engergie und Widerstandskraft zeigen. Das klappt schon auch, aber hier ging es ein bisschen mit den Filmemacherinnen durch, finde ich. Spätestens seit dem hellgelben Fahrradschloss (??? wo kauft man denn sowas???) schaute ich vorwiegend nach Gelb und an welchen Stellen es noch eingebaut wurde. Das hat sich sehr in den Vordergrund gedrängt.

Und was soll ich sagen: auf dem Heimweg gehe ich die Treppen zur U9 runter und stehe vor der Vitrine des "Kleinen Modehauses" (übrigens eine Berliner Institution! Die Vitrinen auf etlichen U-Bahnhöfen gab es schon 1986, als ich nach Berlin kam. Der Laden am Kottbusser Damm selbst ist ganz winzig, ich bin da man gucken gegangen. Offensichtlich hängt der Großteil der Kollektion in Vitrinen auf U-Bahnhöfen herum… Aber ich schweife ab.) Also: was sah ich, als ich die Treppen runterkam? Dieses:

Gelb

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