Difret

Hirut wird auf dem Heimweg von der Schule entführt und von einem ihrer Entführer vergewaltigt. Später bietet der Mann ihr freundlich Kaffee an und sagt ihr, sie brauche sich nicht zu fürchten. Er hat die Absicht sie zu heiraten, „abduction into marriage“ ist in manchen Gegenden Äthiopiens Tradition. Hirut kann mit der Flinte ihres Entführers fliehen, wird aber von den Männern bemerkt und verfolgt. In Notwehr erschießt sie ihren Vergewaltiger.

Difret erzählt, wie die junge Anwältin Meaza Ashenafi, Gründerin der NGO Ethiopean Women Lawyers Association (EWLA), beschließt, Hirut zu verteidigen, was sich als hochpolitisch und sehr schwierig erweist. Nicht nur verlangt die Dorfgemeinschaft Hiruts Tod, auch der Staatsanwalt versucht mit hinterlistigen Tricks zu behaupten, Hirut sei schon viel älter als 14 und daher voll strafmündig. Das Dorf hält seine eigene Gerichtsverhandlung unter einer wunderbar riesigen Sykomore ab und kommt zum Ergebnis, dass Hiruts Vater Entschädigung an den Vater des Toten zahlen muss, und dass Hirut aus dem Dorf verbannt wird. Das findet die Partei des Entführers natürlich viel zu milde.

Meaza versucht alles, Hirut zu schützen, bringt sie in einer Mädchenschule unter, macht die Medien auf den Fall aufmerksam und verklagt sogar den Justizminister – was zunächst dazu führt, dass ihre Organisation verboten wird. Der Gerichtsverhandlung folgt das halbe Land am Radio…

Difret ist erst der vierte Film in Äthiopien, der auf 35 mm gedreht wurde – es gibt dort zwar, wie der Regisseur im Anschluss erzählt, eine lebendige Kinokultur, dabei wird aber normalerweise auf Video gedreht. Der Fall ist authentisch, in der Folge wurde Entführung zum Zweck der Eheschließung nicht nur verboten – das war es vorher schon – sondern auch nachdrücklich verfolgt. Der Film ist von der Anlage her ein klassisches Gerichtsdrama mit emanzipatorischem Anspruch im besten Sinn. Die Schauspielerinnen sind großartig und der Film eines meiner diesjährigen Highlights.

Hier noch ein Interview mit Meaza Ashenafi auf Youtube.

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