Mina Walking

Um den pappsüßen Geschmack aus dem Mund zu kriegen, bin ich am Samstag nach Cinderella ins Cubix gefahren und habe Gottseidank noch eine Karte für „Mina Walking“ bekommen.

Die Geschichte geht um Mina, ein ca. 12-jähriges Mädchen in Kabul, das sich um den kranken Opa kümmert, zur Schule geht, nachmittags in einer Kindergang Krimskrams verkauft, das Essen einkauft, den Haushalt managt und die kleine Familie am Leben erhält. Bis der Opa stirbt, Mina ihren Krimskramsdealer beklaut, und dann aus Angst vor seiner Rache etwas richtig Schlimmes tut. Der heroinabhängige Vater findet, er kann sich jetzt nicht mehr um sie kümmern, da sollte er sie besser verheiraten. An diesem Punkt macht sich Mina aus dem Staub; dass sie sich einem Trupp von Burkha-Bettlerinnen und deren Bettel-Zuhälter anschließt, ist sicher kein Happy-End, aber es ist immerhin selbstbestimmt. Für ein tolles Mädchen wie Mina wird das, so lange sie ihre eigene Herrin und nicht verheiratet ist, sicher nicht die letzte Station sein.  Aber es ist trotzdem bitter zu sehen, wie die kleinen Optionen, die ihr Leben bisher immer noch bot (zur Schule gehen, Nähen lernen)  jetzt erstmal vorbei sind.  Die Figur der Mina ist toll ausgedacht und super gespielt!

Oft ist bei solchen Filmen die Geschichte ja eigentlich nur ein roter Faden, anhand dessen wir uns das Land anschauen. Hier ist das natürlich bis zu einem gewissen Punkt auch so: der afghanischstämmige Regisseur (super-jung! höchstens 25!) hat sehr viele Außenszenen mit versteckter Kamera gedreht – weniger aus Sicherheitsbedürfnis, mehr, um keine Aufmerksamkeit zu erregen – und wir sehen sehr unmittelbare und interessante, und vor allem auch „normale!!!“ Bilder aus Kabul (–> Weltfrieden, siehe „Coming of Age“).

Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen, die ich auf dieser Berlinale gesehen habe, gab es hier aber eben auch eine richtige und vor allem klug ausgedachte, dramaturgisch ausgewogene und nicht unspannende Geschichte. Insbesondere das Ende (siehe oben) muss man in dieser Balance zwischen Rückschlag und Hoffnung erstmal hinkriegen. Respekt!

 

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Kommentare

Eine Antwort zu „Mina Walking“

  1. micha

    Super Besprechung, dem ist nichts hinzuzufügen!

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