Sommer vorm Balkon von Andreas Dresen ist ein schöner Film über ganz normale Leute, deren Leben ganz normal schief läuft. Katrin ist arbeitslos und muss furchtbares Bewerbungstraining mitmachen, hat einen pubertierenden Sohn und stellt sich, wenn es zum realen Vorstellungsgespräch kommt, immer noch genauso ungeschickt an wie im Training. Ihre Freundin Nike ist Altenpflegerin, hat Pech mit Männern und einen schönen Balkon im vierten Stock, auf dem die beiden laue Sommernächte verplaudern. Irgendwann taucht LKW-Fahrer Ronald – oder Roland? – auf. Nike ist erstaunlicherweise ziemlich angetan, obwohl er, wie sie eigentlich sofort merkt, in allem, was er verbal von sich gibt, vollkommen daneben ist. Alle mühen sich irgendwie mit ihrem Leben ab, und wie im richtigen Leben, klappt das nicht ganz so, wie die Personen sich das vorstellen. „Ein neues Leben anfangen“ ist zwar ein schöner Vorsatz, aber so ganz glaubt man einfach nicht dran.
Der Film wird, wie bei Angelaufen.de zu lesen ist, überall sehr gelobt, die Zitty (Printausgabe) erklärt sogar, weshalb der Film ein Meisterwerk und Dresens bisher bester Film sei. Ja, es ist ein schöner Film. Es gibt sehr schöne Nebenfiguren und wunderbaren Text, den man sich am liebsten ständig merken möchte. Dennoch finde ich das Ausmaß des Jubels nicht ganz nachvollziehbar. Ich habe den Film sehr gerne gesehen, aber ein bisschen fehlte mir dabei das Kino, das doch ein ganz klein wenig größer als das wirkliche Leben sein darf. Das war es vielleicht: der Text erfüllt genau diesen Wunsch ans Kino, ist treffend, komisch, immer ein bisschen lustiger und schärfer als im wirklichen Leben. Die Bilder bleiben aber dahinter zurück, da ist mir das Abbild zu nah am wirklichen Leben, um wirklich aufregend zu sein.