Zu Tuli will ich auch noch etwas schreiben! Tuli war wirklich ein Film, wie man ihn noch nie gesehen hat. Sight: technisch wie ein Dokumentarfilm, Bilder wie im 36mm-Film – das wirkte aber nicht bemüht, sondern eben wie große Bilder, ganz lebendig. Sound: eine Mischung aus Stummfilm-Klavierbegleitung, religiösen Gesängen und Gitarrenpop. Geschichte: zwischen lesbischem Coming-Out-Drama, Passionspiel und Schamanenmythos. Sprache: Mischung aus Südsee-Dialekt und antikem Spanisch. Ist doch toll, was es alles gibt auf der Welt!
Mir hat der Film auch mal wieder klar gemacht, wie viel man eigentlich an Wissen mitbringen muss, um einen Film verstehen zu können. Gott sei Dank gibt es dafür die Q&A-Sessions, die einem da helfen können. Z.B.:
– Ist das Dokumentarische an den Bildern Absicht oder Geldmangel? (Nein, Absicht, denn der Regisseur war früher Dokumentarfilmer. Und keine Absicht, weil die Kameras mit dem "richtigen" Film weg waren)
– Sind die Leute in dem Film by philipinean standards eigentlich arm, normal oder reich?
– Ist das Thema für die Philipinen o.k.? Würde der Film da wohl im Fernsehen laufen, und wenn ja, um welche Uhrzeit? (Nein, der Film wird dort nie im Fernsehen laufen, die Zensur hat ihn "so beschnitten wie die Jungs im Film", und zwar nicht nur wegen der Lesbenszenen, sondern vor allem auch wegen den religiösen Szenen.)
– Ist der Film eigentlich folkloristisch? Dann hätten wir hier ein folkloristisches Südsee-Lesbendrama.
– und dergleichen interessante Fragen mehr.
Tuli war echt spannend.
Kommentare
2 Antworten zu „Tuli“
Die Musik – au weia, der würde ich glatt einen Bären für die gräuslichste Filmmusik geben. Ich bin ja eigentlich echt nicht lärmempfindlich, aber hier fand ich sowohl das Schepperklavier (nach Regisseur „klassische“ philippinische Pianomusik), als auch den Kram vom großen Popstar als auch das Gesäusel von seinem New Age-Musiker-Bekannten einfach ausnahmslos grauenhaft, störend und lärmbelästigend. Ich war immer froh, wenn der Film mal nur mit seinen eigenen Geräuschen auskam oder wenn mal die Dorfjugend musizieren durfte.
Och, so schlimm fand ichs nicht – das eigentlich Bemerkenswerte war aber die Mischung!