"Day is done": wir schauen aus dem Fenster auf Himmel, Flugzeugspuren, Regengüsse, Schneestürme… auf Baustellen, Polizeieinsätze, Zeitung-holende Frauen, Menschen, die Stufe für Stufe einen riesigen roten Kran hochklettern (toller Zoom)…. wir hören dazu Anrufbeantworternachrichten und wie ich finde sehr eindrückliche, schöne Musik… es entsteht aus einem sehr originellen und klaren Konzept, das erstmal garkeins war, sondern nur eine Archivierung von AB-Aufnahmen – weil dem Regisseur die alten Bandaufnahmen so sympatisch waren – eine unvorhersehbare Handlung, natürlich mit Lücken und Fragezeichen, aber erstaunlich, daß wir einen Verlauf über die Jahre miterleben: Beziehungskrisen, Schwangerschaft, das Heranwachsen des Sohnes, die Komunikation mit Filmverleihen, ein kranker Vater, der stirbt….. ich spinne mir als Zuschauer die Geschichten zusammen, füge eigenes Erlebtes ein, interpretiere,, erfreue mich am Himmel, entwerfe Bilder der Personen, die ich nicht sehe…. ja, tatsächlich finde ich das Abschweifen vom Konzept zwar nicht aufgrund des Konzeptbruchs schade, sondern einfach nur weil ich die Personen gerne nicht gesehen, sondern weiterhin nur gehört hätte, für mich hats das nicht gebraucht…
es entsteht aus meinem Empfinden eine Art Kunstwerk, das auch in Ausschnitten funktionieren würde, sehr erstaunlich! Daß die Musikausschnitte, die sich sehr in den Vordergrund spielen, tatsächlich vom Regisseur nicht bewußt zu den einzelnen Szenen geschnitten wurden, kann man sich kaum vorstellen, denn inhaltlich und stimmungsmäßig passen sie hervorragend… aber das kann man sich natürlich auch prima hineininterpretieren… nur: daß die Lieder immer in der Mitte brutal abgeschnitten werden, geht für Menschen, die es sehr mit den Ohren haben, so garnicht….
anyway, ein sehr großartiger Film, hat mich ausgesprochen bereichert und beglückt! Deswegen geht man zur Berlinale!
Kommentare
2 Antworten zu „herrliches konzept, ein so schöner schweizer himmel!“
Genau: deswegen geht man zur Berlinale! Es ist doch unglaublich, dass man 111 Minuten lang Bilder aus dem selben Fenster zeigen kann, ohne dass es zwei gleiche Einstellungen gibt. Immer ist etwas anders: das Licht, das Wetter, der Verkehr, der Ausschnitt etc. etc. (Wenn jemand vergessen hat, wofür es 35mm-Film gibt: bitte diesen Film anschauen!) Man kann eigentlich nie damit aufhören. Die unaufdringliche Mischung aus Doku-AB-Sound und Dramatisierung ist klasse. (Nur dass „T.“ eine Fiktion ist, das nimmt dem Herrn Thomas ja niemand ab.). Allerdings: Mit der Musik hat es Herr T. aber offensichtlich wirklich nicht: sie soll „T“ eine Stimme verleihen – dabei ist sie viel zu gut, um als Pseudo-Sprache benutzt zu werden. Und dann wird sie laufend abgewürgt. Wie kann man sich so viel Mühe mit der Musik machen (wurde immerhin extra eingespielt) und sie dann so schlecht behandeln? Und noch eine kleine Nörgelei: 10 Minuten weniger, und der Film wäre perfekt gewesen.
Schweizerdeutsch ist echt cool.
Auch wenn sonst niemand diesen tollen Film beachtet zu haben scheint: hier ein schöner Eintrag im epd-Berlinaleblog
http://wordpress.p136020.webspaceconfig.de/index.php/2011/02/16/neues-vom-forum/