WWW – What a Wonderful World

Die Polizistin in der Vorschau zu WWW – What a Wonderful World von Faouzi Bensaïdi erinnert an die nordkoreanischen Verkehrspolizistinnen aus Pyongyang Robogirls (hier ein Minitrailer), die zu meinen Allzeit-Berlinale-Kurzfilm-Favoritinnen gehören. Schon deshalb wollte ich den Film unbedingt sehen. Die Geschichte spielt in Casablanca, die Hauptfiguren werden nach und nach von einem Erzähler im Off vorgestellt: Kenza, die Polizistin, die auf einer Kreuzung den Verkehr regelt – Autos, Busse, Motorräder führen für ihre Dirigentin merkwürdige Koreographien auf, die von oben sehr schön anzusehen sind. Kamel ist Auftragskiller, der grafische Zeichen in der realen Welt finden, fotografieren und entschlüsseln muss, um darüber aus dem Internet seine Aufträge zu erhalten. Hicham hackt sich im Internetcafé in Kamels Auftragsseite – aber eigentlich träumt er von Europa. Dann gibt es noch Kenzas Freundinnen Souad, die in reichen Haushalten putzt und als Gelegenheitsprostituierte arbeitet – ihr Lieblingskunde ist Kamel – und Fatima sowie Hichams Vater, der im Rollstuhl sitzt und seinem Sohn so gerne die Reise nach Europa gönnen würde.

Kenza betreibt nebenberuflich einen Telefonverleih mit ihrem Mobiltelefon und einer Stoppuhr, nach der sie bei ihren Kunden abkassiert. Zufällig geht sie ans Telefon, als Kamel für Souad anruft. Er verliebt sich in ihre Stimme und will sie unbedingt sehen. Sie will erst nicht – denn sie hat keine Ahnung, dass er derselbe ist, den sie im Bus gesehen und in den sie sich verliebt hat. Ihre Wege kreuzen sich öfter, meist ohne dass sie einander bemerken.

Es gibt Nebengeschichten wie die vom Fotografen, bei dem auch Kamel immer entwickeln lässt. Ihm werden von Kenza die Augen verbunden, damit Sie erotische Fotos von Fatima machen kann, die sich deren irgendwo in der Sahara seinen Militärdienst ableistende Mann gewünscht hat. Die Nebengeschichte wird später eine Rolle spielen, weil der Briefkasten, in dem der Umschlag mit den Fotos liegt, aufgrund eines Poststreiks nicht mehr geleert wird. So werden verschiedene Handlungsstränge in absurd scheinenden Wendungen verknüpft, seltsame Zufälle bringen die Geschichte voran, die vor allem deshalb plausibel wirken, weil sie grafisch so schön in Szene gesetzt werden.

Warum der Film eine Hommage an die 80er Jahre ist, habe ich nicht so ganz verstanden, aber das liegt bestimmt daran, dass mir die Einteilung der Welt in Jahrzehnte auch im echten Leben nie so ganz plausibel ist. Findet die eigentlich schon währenddessen oder immer erst nach Ablauf statt? Das hat aber nichts mit dem Film zu tun, der sehr sehenswert ist.

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