Memoryland

Unsere erste Station heute war Vietnam, wo wir Miền ký ức (Memoryland) sahen, der von der Berlinale mit gefördert wurde. Zufällig hatten Micha, Jo und ich den gleichen Film gekauft, das war sehr schön! Direkt nach dem Film waren wir allerdings etwas ungnädig mit ihm, weil unter uns dreien Konsens herrschte, dass darin zu viele Leute gestorben sind (wohlgemerkt, es war kein Krimi!). Ja, es ging ums Sterberiten und ums Trauern. Aber gegen Ende wurde die Handlung doch sehr melodramatisch, mit 5 Todesfällen, davon zwei Selbstmorde, ein Arbeitsunfall, ein Gewaltverbrechen und – tatsächlich – einmal Alter/Krankheit. Aber davon abgesehen war es doch ein Film mit sehr vielen schönen und interessanten Bildern und viel zum Staunen. Z.B. die ganzen Papier-Ehefrauen, -Autos, -Handies, -Eigentumswohnungen, -Fernseher usw.usw., die man in Vietnam kaufen kann, um sie dann durch Verbrennen zu den Verstorbenen in die Jenseitswelt zu transferieren. Viele verschiedene Begräbnisorte und -Formen haben wir gesehen, über kleine Transistorradios eine Radiosendung gehört, in der sich Tote schöne traurige Lieder für die Hinterbliebenen wünschen, wir haben verfallene Häuser in Vietnamesischen Dörfern und die Skyline von Hanoi gesehen, wir haben ein sehr sympathisches Schwein kennen gelernt (das bisher einzige echte Filmtier),  und ich persönlich war sehr angetan vom Strom des Lebens, der aus einer achtspurigen Einfallstraße nach Hanoi besteht, und der kurz zum Anhalten kommt, als sich die Hauptdarstellerin das Leben nimmt.  Also – alles in allem doch eine positive Bilanz – oder?

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Kommentare

Eine Antwort zu „Memoryland“

  1. Oh ja, im Nachhinein fallen mir auch die ganzen schönen und interessanten Bilder ein. Das mit der Radiosendung hast Du sehr schön formuliert! Auch sehr spannend die Informationsbröckchen zu Vietnam, die als Fernsehnachrichten auftauchen und dann von den Figuren ganz speziell gedeutet werden. Meldung: in Vietnam ist die Unfruchtbarkeit im internationalen Vergleich besonders hoch. Deutung: Sohn hat sich nach dem Tod der Mutter nicht wunschgemäß gekümmert, deshalb hat die nachfolgende Generation kein Glück. Ich finde den Film sehr toll und kann ihm die beiden Tode, die mich als Handlungselemente und in ihrer Drastik gestört haben, nachsehen.

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