Congo River einer ist dieser Dokumentarfilme, bei denen mir auffällt, dass ich von der Gegend, um die es geht, eigentlich viel zu wenig weiß. Dagegen hilft fürs allererste Wikipedia: Congo, Democratic Republic of the Congo und Congo River. Der Film folgt dem Lauf des Congo von der Mündung bis zur Quelle, eine Reise, von der ich nur ganz am Anfang kurz überlegt habe, ob es reizvoll wäre, sie einmal selbst zu machen. Wäre es nicht.
Die Flussschiffahrt besteht aus abenteuerlichen Schubverbänden, bei denen mehrere große Eisenpontons von einer Maschine mit idealerweise mehreren Motoren geschoben werden. Auf diesen Pontons drängen sich Menschen, Ziegen, Schweine und Hühner, die Menschen unter wacklig angebrachten Planen gegen Sonne und Regen. Vorne an beiden Seiten stehen die Lotsen, die unaufhörlich mit langen Messlatten im Fluss stochern und die Tiefe zum Kapitän auf der Brücke signalisieren. Die Methode ist nicht besonders erfolgreich, denn sie können flaches Wasser oft erst dann erkennen, wenn der Kahn bereits fest sitzt. Andererseits gibt es einen aus der Kolonialzeit übernommenen Verwaltungsapparat, der mit einer Unzahl von Stempeln Einkommen für die Beamten produziert, aber sicherlich nicht das geringste zur Sicherheit der Flussschiffahrt beiträgt.
Die Schiffbrüche sind furchtbar – für mich wäre es nicht notwendig gewesen, die Leichen in Nahaufnahme zu zeigen. Überall liegen die Gerippe der Schiffe am Ufer und es ist unheimlich, wie erst im Laufe der Reise deutlich wird, wie gefährlich sie tatsächlich ist. Einmal sitzt ein anderes Fahrzeug mit riesigen Stämmen fest, auf denen überall Leute sitzen – noch unbequemer als es auf „unserem“ Schiff der Fall ist. Der Kapitän versucht mehrere Stunden, das andere Schiff frei zu bekommen, schafft es aber nicht – es ist außerdem schon leck geschlagen. Da der Treibstoff sonst nicht reicht, geht die Fahrt weiter. Die anderen bleiben stecken.
Außerdem kommen vor: jede Menge Religion, davon ein „Gottesdienst“ mit einem widerlichen Prediger im gelben Anzug, der das Seelenheil der Schäfchen unmittelbar mit der Höhe ihrer Spende verknüpft. Mai-Mai-Krieger, die glauben, durch Einreiben mit heiligem Wasser unverwundbar zu sein – außerdem könnten sie nichts dafür, wenn sie Frauen vergewaltigen, das käme in Zusammenhang mit dem Fetisch einfach so über sie. Ihr Anführer, der sich General nennt, ist ein unangenehmer, selbstgerechter Kerl, der immer nur mit einem irren Grinsen spricht. Die protzigen Ruinen von Mobutos Palast, Strommasten ohne Leitungen, Kinder, die auf Geröllhalden nach Kobalt schürfen, brutalst vergewaltigte Frauen in einer Frauenklinik, mehr Religion, kaputte Eisenbahn und die Osterpredigt eines Bischofs, der von der Notwendigkeit der Erneuerung spricht. Ganz still ist die Quelle – ein schöner Ort, von dem Holger sagte, es fehle noch etwas an touristischer Infrastruktur. Ich weiß nicht, für mich vermittelte sich nicht einmal das Fazit, das das Programmheft zieht: Die unterschiedlichen Passagen … fügen sich, verbunden durch den Fluss, zum Geamtbild eines Landes, das auf der Kippe steht – aber aufrecht.