Jodeln tun tatsächlich nicht nur die Koreaner (wie heute beim Cyborg-Film gesehen), sondern auch die Schweizer! Manche jodeln auch experimentell, z.B. Christian Zehnder, Erika Stucky und Arnold Nolder, die hier portraitiert werden. Man muss weder das Jodeln noch experimentelle Musik mögen, um von der Hingabe, Intensität und Ruhe der Musiker und ihrer Kreativität beeindruckt zu sein. Ohne Humor könnte das Ganze leicht pathetisch werden, das hat der Regisseur gut erkannt. So gibt es auch viel zu Lachen, z.B. wenn Erikas kleine Tochter erzählt, sie fände es meistens peinlich, wenn ihre Mutter singt, aber gottseidank träte sie ja meistens im Ausland auf, da sei es dann nicht so schlimm. Ebenfalls gefährlich wäre es, ein Alpenpanorama ans andere zu reihen – deshalb sehen wir viele körnige Super-8-Bilder und auch Fabriken und Städte.
Außerdem zeigt uns der Film: wenn man tief genug nach seinen Wurzeln gräbt, kommt man vielleicht am anderen Ende der Welt heraus, z.B. in der Mongolei, wo es eine ähnliche Tradition des Obertonsingens gibt wie in den Alpen. Und dass sich allemannische und alpenländische Dämonenvertreibungsbräuche und -utensilien im Vergleich zu den entsprechenden afrikanischen oder sonstwie exotischen an Seltsamkeit nichts nehmen, finde ich ja schon lange. Also: ein Film über das Archaische und Überraschende im Naheliegenden und die Verwandtschaft mit dem Fernen – ganz prima. Und kommt im Herbst in die Kinos!
(Achtung, alte Schweizer Weisheit: im Film bitte nicht nur dumm rumstehen, denn: "its a movie, so move!")
Kommentare
2 Antworten zu „Heimatklänge“
Das Stimmhorn-Konzert mit Christian Zehnder im Rahmen von „Märzmusik“ ist als einzige Veranstaltung bereits ausverkauft 🙁 🙁 🙁
Der Film hat wohl nicht nur bei mir gewirkt.
Ja genau, jetzt gibt’s den Film im Kino. Und wenn wir ihn schon bei der Berlinale gesehen hätten, hätten wir das Konzert von Christian Zehnder ganz bestimmt nicht verpasst!